Bum Bum!

Recht cineastisch, Teil 30: „Magical Mystery oder Die Rückkehr des Karl Schmidt“ von Arne Feldhusen

Thomas Claer

Pünktlich zum neuen Roman von Sven Regener (Justament wird in Kürze berichten) ist auch schon die Verfilmung seines vorigen Buches am Start: Der erprobte Stromberg-Regisseur Arne Feldhusen hat sich der Geschichte rund um die Rückkehr des zwischenzeitlich abgetauchten Lehmann-Kumpels Karl Schmidt angenommen und daraus einen gelungenen Roadmovie gemacht. Dabei hätte eine Menge schiefgehen können: Karl Schmidt wird diesmal nämlich – anders als in Leander Haußmanns Herr Lehmann-Verfilmung – nicht von Detlev Buck gespielt, sondern von Charly Hübner, was zunächst gewöhnungsbedürftig ist. Und schlimmer noch: Detlev Buck ist trotzdem mit von der Partie – und spielt Karl Schmidts alten Weggefährten Ferdi, der es im Berlin der Nachwendezeit zum Chef der enorm erfolgreichen Techno-Plattenfirma „Bum Bum Records“ gebracht hat. Doch alle Bedenken, man könnte hier als Zuschauer den Überblick verlieren, lösen sich im Kinosaal in Wohlgefallen auf: Detlev Buck, der geniale Komödiant, spielt einen großartigen Ferdi, einen völlig anderen Typen als den Karl Schmidt in „Herr Lehmann“. Und dass Detlev Buck natürlich in jeder Rolle zugleich auch unverkennbar Detlev Buck spielt, macht es nur noch witziger. Schließlich gibt auch Charly Hübner einen rundum überzeugenden Karl Schmidt, der dessen hier besonders bedeutsame depressive Seite besser ausspielt, als es der lustige Detlev Buck wohl je gekonnt hätte. Kurzum, die Beteiligten haben bei der Besetzung der Schlüsselpositionen alles richtig gemacht, was aber auch für die anderen Rollen gilt. Bjarne Mädel ist wie geschaffen für die Rolle des Sozialarbeiters Werner, der Karl Schmidt in der Drogen-WG „Cleancut 1“ in Hamburg-Altona betreut. Auch diese Drogen-WG aus kettenrauchenden Ex-Junkies und -Alkies ist grandios in Szene gesetzt, wie dann auch die quietschbunt-vergnügte, schnelle, neue Techno-Welt in Mitte, in die sich Karl Schmidt nach mehrjähriger Berlin-Abstinenz freudig stürzt. Der Film zeigt die überwältigende Aufbruchstimmung jener frühen Jahre nach dem Mauerfall, als plötzlich junges Volk aus Ost und West und aller Herren Länder in die neue Hauptstadt strömt und das Techno-Zeitalter einläutet. Immer wieder streift dieser Film den Klamauk, kriegt aber zuverlässig am Ende dann doch noch die Kurve. Krönender Höhepunkt ist dabei die sich auf der Magical-Mysterie-Tour der Berliner DJs quer durch Deutschland anbahnende und vollziehende Liebesgeschichte zwischen Karl und Rosa (Annika Meier). Ein sehenswertes Spektakel!

Magical Mystery oder Die Rückkehr des Karl Schmidt
Deutschland 2017
Regie: Arne Feldhusen
Drehbuch: Sven Regener
111 Minuten, FSK: 12
Darsteller: Charly Hübner, Detlev Buck, Marc Hosemann, Annika Meier, Bjarne Mädel, Lina Beckmann u.a.

Veröffentlicht von on Sep 25th, 2017 und gespeichert unter DRUM HERUM, RECHT CINEASTISCH. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

Hinterlassen Sie einen Kommentar!