Repetiere, was Du gelernt hast!

Zwei anspruchsvolle Bände bei orell füssli neu erschienen

Matthias Wiemers

Vor einigen Wochen wurde an dieser Stelle ein Repetitorium zum Gesundheitsrecht (von Claudia Seitz) vorgestellt, das in einer schon länger etablierten Reihe bei orell füssli und damit zum Schweizer Recht erschienen ist.

Nunmehr soll auf zwei weitere Bände eingegangen werden, die möglicherweise auch für deutsche Leserinnen und Lester interessant sein können, da es um das Römische Recht und den Internationalen Menschenrechtsschutz geht.

Beginnen wir mit dem Römischen Recht, das bereits in 3. Auflage vorliegt. Die Autorenschaft setzt sich aus den ehemaligen Wissenschaftlichen Assistenten der Universität Bern Christoff Kandera, Daniel Wyss und Barbara Lindemann zusammen, die inzwischen alle in anderen Positionen beschäftigt sind – wenngleich auch nicht im Rahmen einer Professur.
Der Band besteht aus insgesamt vier Teilen. Die „Grundlagen“ (S. 15 ff.) bestehen aus einer Einleitung, die auch eine zeitliche Einordnung vornimmt und der Klärung von Grundbegriffen des römischen rechts. Bereits der Abschnitt über die Grundbegriffe schließt mit einem Übungsteil, der aus Lernkontrollfragen besteht, die hinten im Band beantwortet werden.
Der zweite Teil betrifft das „Sachenrecht“, der dritte Teil das Obligationenrecht. Damit sind praktisch – anders als im BGB – Schulrecht und Sachenrecht in der Reihenfolge vertauscht, wofür didaktische Gründe mögen angeführt werden können. Denn Sachenrecht ist konkret, während das Schuldrecht mitunter abstrakt erscheint. Alle drei Teile sind durchzogen mit Beispielen, Merksätzen und Übersichten, die das Römische recht veranschaulichen – auch wenn die gewählten Namen ein wenig an den Lateinunterricht erinnern. Im vierten Teil schließlich sind nicht nur die Lösungen zu den Aufgaben im Text enthalten sondern auch insgesamt vier Übungsklausuren mit von den Aufgabentexten abgesetzten Musterlösungen. Der Band schließt mit einem Stichwortverzeichnis.

Der noch umfangreichere Band zum internationalen Menschenrechtsschutz ist ganz neu. Autoren sind Christoph Spenlé, Lehrbeauftragter der Universität Basel, und
Carl Jauslin vom Bundesamt für Justiz in Bern.
Dieser Band besteht gar aus neun Teilen, von denen sich die ersten acht im Wesentlichen auch in Deutschland vollständig nutzen lassen. Teil 9 ist freilich den Besonderheiten der Schweiz gewidmet. Im ersten Teil sind den „Grundlagen“ (B.) noch „Charakteristika“ (A.) vorangestellt, gefolgt von Ausführungen zur Terminologie und einer Sammlung von Abgrenzungen (D.). Hierbei erscheint das Voranstellen der Charakteristika didaktisch besonders gelungen. Die Hauptstichworte lauten hier: Rechte des Einzelnen, individuell, angeboten und vorstaatlich sowie voraussetzungslos und unveräußerlich sowie vielfältig, unteilbar und interdependent. Der erste Teil schließt mit insgesamt acht Übungen. Teil 2 ist der Ideengeschichte des Völkerrechts gewidmet, die in einen schönen Überblick über die drei Generationen des Völkerrechts einmünden. Auch hier werden am Schluss wieder Übungen angeboten. Es folgen die „Rechtsquellen“ (Teil 3), eine Darstellung des Geltungsbereichs (4. Teil), bevor sich Teil 5 explizit mit der Rechtsnatur des Völkerrechts auseinandersetzt. Der umfangreichste Teil (6) ist der Durchsetzung des Menschenrechtsschutzes gewidmet, worin nicht nur die verschiedenen rechtlichen Verfahren, sondern auch politische Durchsetzung in den verschiedenen hierfür in Betracht kommenden Gremien aufgeführt werden. Teil 7 stellt die verschiedenen internationalen und regionalen Menschenrechtspakte seit 1948 dar.Bevor im abschließenden neunten Teil explizit die Schweizerische Menschenrechtsaußenpolitik betrachtet wird, ist der 8. Teil Trends und aktuellen Problemfeldern gewidmet:
– Umwelt und Menschenrechte,
– Wirtschaft und Menschenrechte,
– Digitalisierung und Menschenrechte,
– Sicherheit und Menschenrechte sowie
– Menschenrechtsfolgenabschätzungen.

Alles in allem liegt mit dem Band, der am Ende auch wieder Lösungen und ein Stichwortverzeichnis bietet, sicherlich ein Material vor, das sich nicht nur für die Schweizer Diplomatenausbildung, sondern auch zumindest europaweit mit den ersten acht Kapiteln ein gut lesbares Kompendium des Völkerrechts bietet, mit dem sich auch diejenigen, die dies nicht im Schwerpunkt studieren, sich recht kurzfristig aktuelles relevantes Wissen „draufschaffen“ können. Klausuren sind hier nicht enthalten, allerdings enthält der Band insgesamt 115 lernkontrollfragen mit Lösungen.

Gemäß der hier gewählten Überschrift, die den Vorworten der beiden Bände folgt, sollen die Repetitorien der Wiederholung dienen. Ob tatsächlich das zuvor während des Studiums bewältigte Material so umfangreich sein wird, dass die vorliegenden Bände hierzu nur noch eine Zusammenfassung darstellen, bleibt doch die Frage, Denn was geboten wird, ist reichlich. Zur Nutzung über die Schweiz hinaus ausdrücklich empfohlen!

Christoff Kandera / Daniel Wyss / Barbara Lindenmann
Repetitorium Römisches Recht
Orell Füssli, Zürich, 3. Aufl. 2024
184 Seiten; CHF 64,00
ISBN: 978-3-280-07511-1

Christoph A. Spenlé / Carl Jauslin
Repetitorium Internationaller Menschenrechtsschutz
Orell Füssli, Zürich 2024
220 Seiten; CHF 64,90
ISBN: 978-3-280-07486-2

 

Veröffentlicht von on Sep 2nd, 2024 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

Hinterlassen Sie einen Kommentar!