Praktisch wichtig

Der Kissel/Mayer-GVG-Kommentar in 11. Auflage

Rüdiger Rath

Das Gerichtsverfassungsgesetz (GVG) dürfte wohl so mancher und manchem in seiner oder ihrer Juristenausbildung kaum jemals begegnet sein. Oder wenn doch, dann hat man es gleich wieder vergessen, denn es war ja mit Sicherheit niemals klausur- oder prüfungsrelevant. Doch wäre es ein Trugschluss, die auch ganz praktische Bedeutung dieses Gesetzes zu unterschätzen. Gerade aus anwaltlicher Sicht ist es von zentraler Bedeutung, weil es die grundlegende Struktur und Organisation der ordentlichen Gerichtsbarkeit in Deutschland regelt. Es legt fest, welche Gerichte für welche Arten von Rechtsstreitigkeiten zuständig sind (z.B. Amtsgericht, Landgericht, Oberlandesgericht, Bundesgerichtshof) und wie der Instanzenzug aufgebaut ist. Für Anwälte ist dies entscheidend, um etwa die richtige Klage beim zuständigen Gericht einzureichen, den korrekten Instanzenweg zu kennen, die Zusammensetzung und Besetzung der Spruchkörper zu verstehen, Verfahrensrechte und -pflichten korrekt anzuwenden und um die Einhaltung von Verfahrensregeln und die richterliche Unabhängigkeit zu gewährleisten. Das GVG enthält zudem Vorschriften zur Geschäftsverteilung, zur Öffentlichkeit der Verhandlung, zur Sitzungspolizei sowie zur Rolle der Staatsanwaltschaft und der Gerichtsvollzieher. Für die anwaltliche Praxis ist das GVG daher die Grundlage, um Mandanten kompetent über den Ablauf und die Zuständigkeiten im Gerichtsverfahren zu beraten und die eigenen prozessualen Schritte strategisch richtig zu planen.

Doch wer sich nun aufgrund solcher Überlegungen zur Anschaffung einer einschlägigen Kommentierung des GVG für seine gut bestückte Kanzlei-Bibliothek entschlossen hat, muss feststellen, dass auf dem Markt ganze zwei davon erhältlich sind, die sich noch dazu mächtig ähneln. Beide, sowohl Graf als auch Kissel/Mayer, sind bei C.H. Beck erschienen, voluminös und vergleichsweise hochpreisig. Zu welchem also greifen? Auch wenn nun mancher meinen könnte, dass dies letztlich Jacke wie Hose sei, so hat jedenfalls Kissel/Mayer den unbedingten Vorzug der größeren Aktualität, denn seine 11. Auflage ist erst vor kurzem erschienen, wohingegen Graf letztmalig vor bereits drei Jahren herausgebracht wurde. Ansonsten bietet Kissel/Mayer genau das, was man von einem GVG-Kommentar erwarten kann. Fundiert und praxisnah wird neben dem GVG elbst auch noch dessen Einführungsgesetz mitkommentiert.

In die Neuauflage sind u.a. das Justizstandort-Stärkungsgesetz, das Gesetz zur Fortentwicklung, das Völkerstrafrecht, das 2.Gesetz zur Reform des Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz, das Gesetz zur Förderung des Einsatzes von Videokonferenztechnik, das Gesetz zur weiteren Digitalisierung der Justiz, das Gesetz zur Änderung des StGB – Strafbarkeit der unzulässigen Interessenwahrnehmung sowie das Cannabisgesetz eingearbeitet. Kurzum, Kissel/Mayer kommentiert das GVG solide und auf dem neuesten Stand.

Kissel / Mayer
Gerichtsverfassungsgesetz (Kommentar)
Verlag C.H. Beck, 11. Auflage 2025
Ccc Seiten; 265,00 Euro
ISBN: 978-3-406-79654-8

Veröffentlicht von on Juli 7th, 2025 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

Hinterlassen Sie einen Kommentar!