Reduziert bis opulent

Nina Nastasia klingt auf „Outlaster“ überraschend vielschichtig

Thomas Claer

scheiben-nina-nastasia-cover-outlasterEin vielleicht ewiger Geheimtipp ist sie: die ausgerechnet aus Hollywood (andere Quellen sagen: aus Los Angeles) stammende US-amerikanische Sängerin und Songwriterin Nina Nastasia. Anfang der Neunziger soll es sie nach New York verschlagen haben, wo sie sich, glaubt man www.laut.de, zunächst als Kellnerin verdingt hat, dabei aber so unglücklich war, dass sie schon bald darauf Musik zu machen begann. Seitdem gilt Nina Nastasia als die zumeist traurige Frau mit der akustischen Gitarre, deren Songs bevorzugt als „freudlos“ oder auch „bittersüß“ beschrieben werden. Entdeckt wurde sie damals vom Doyen aller Indie-Produzenten, Steve Albini, der schon den Pixies, PJ Harvey und Nirvana die rechten Aufnahme- und Einspielungswege wies und das fortan auch bei Nina Nastasia tat. Ihr 2000er Debüt „Dogs“ gehörte dabei zu seinen ganz großen Favoriten. Und auch der selige BBC-DJ John Peel zählte zu Ninas Fans. Nun hatten aber ihre vier folgenden Alben, um es wohlwollend zu sagen, einen großen Wiedererkennungswert. Zwar erweiterte sich mit der Instrumentierung allmählich auch das musikalische Spektrum: Das sehr feine „Run to Ruin“ (2003) enthielt ausschließlich Streichinstrumente, die Co-Produktion „You Follow Me“ (2007) mit Jack White von den Dirty Three wurde auch maßgeblich von dessen Schlagzeug bestimmt. Doch erst auf dem aktuellen Album „Outlaster“ ist Nina Nastasia mit ungeheurer Wucht über sich und ihre früheren Veröffentlichungen hinausgewachsen. Viel gewagt hat sie, so muss man befinden, und noch mehr gewonnen! Unmöglich zu benennen, wie viele unterschiedlichste musikalische Einflüsse hier zusammenkommen: Ein Tango fehlt ebenso wenig wie Streichorchesterklänge – bis hin zu orientalisch anmutendem Gesang. Aber dieser Eklektizismus funktioniert großartig, und das nicht zuletzt, weil die Klangpoetin aus Wildwest dies alles stimmlich mit bemerkenswerter Souveränität bewältigt. Allenfalls das eine oder andere Vibrato hätte sie besser ausgespart, was aber nicht weiter ins Gewicht fällt.
Unterstützend wirkt sich freilich auch die Präsenz des Multiinstrumentalisten Paul Bryan und weiterer hochkarätiger Gastmusiker aus. In der Summe erleben wir auf „Outlaster“ die leidenschaftlichste Nina Nastasia, die wir je hatten. Das Urteil lautet: voll befriedigend (11 Punkte).

Nina Nastasia – Outlaster
Outlaster
Fat Cat (rough trade) 2010
Ca. € 17,-
ASIN: B00009NH6K

Veröffentlicht von on Apr 4th, 2011 und gespeichert unter SCHEIBEN VOR GERICHT. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Sie können eine Antwort durch das Ausfüllen des Kommentarformulars hinterlassen oder von Ihrer Seite einen Trackback senden

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