Die „Prüfe dein Wissen“-Reihe in den zivilrechtlichen Nebengebieten
Patrick Mensel
Wer kennt sie nicht? Die Bände aus der „Prüfe dein Wissen“-Reihe sind schon jedem Studenten einmal in die Hände gefallen. Wer den Lernstoff schnell repetieren und auch kleine Fälle zur Anschauung durcharbeiten möchte, der hat den Frage- und Antwort-Stil der Buchreihe schnell lieb gewonnen. Wer noch mit älteren Auflagen arbeitet, dem wird noch das alte Layout im Kopf sein: Es bestand aus zwei Spalten, wobei die linke die Frage und die rechte die entsprechende Antwort enthielt. Dieses Layout hatte durchaus seinen Nutzen, ersparte es u. a. lästiges Blättern. Allerdings folgen die Neuauflagen dieser Aufteilung nicht mehr. Der gesamte Text ist einspaltig; die Fragen befinden sich in einem gut sichtbaren grauen Kästchen, darunter folgen die Textantworten. Auf den ersten Blick mag das für Benutzer von Altauflagen sicher ein ungewöhnlicher Schritt sein. Dennoch hat das neue Layout einen großen Vorteil: Die Frage kann nun leicht mit einem Blatt verdeckt werden. Dies war bei den Altauflagen nicht immer einfach, da der Antwort oftmals ein „Ja“ oder „Nein“ voranstehen konnte und man sich so beim Verrutschen des Blattes schnell um die Antwort und das eigene Nachdenken bringen konnte.
Den meisten Studenten wird die „Prüfe dein Wissen“-Reihe eher aus den Hauptgebieten bekannt sein. So wird sie oft im Strafrecht eingesetzt oder im Schuldrecht. Allerdings hat der Beck-Verlag ein sehr breites Repertoire angelegt und so finden sich auch sehr viele Titel zu den sogenannten Nebengebieten.
Zivilprozessrecht I:
Das Buch gliedert sich in 13 Kapitel und mutet mit 500 Seiten eher unüblich ausführlich für ein klassisches „Prüfe dein Wissen“-Buch an. Allerdings sei gesagt, dass der Autor hier ein umfassendes Werk zur Zivilprozessordnung erstellt hat. Nach den Grundlagen und den Organen der Zivilrechtspflege folgt das ausführliche Kapitel über die Zivilgerichtsverfassung. Hier dürfte dem Studenten nach der Lektüre keine Fragen mehr offen bleiben. Ähnlich ausführlich ist das Kapitel zur Klage selbst ausgefallen. Selbst absolute Anfänger in der Zivilprozessordnung sollten hier gut beginnen können sich Wissen anzueignen. Die Zulässigkeit der Klage sollte eigentlich kein Problem mehr darstellen. Es werden in didaktisch kluger Weise die einzelnen Sachentscheidungsvoraussetzungen vorgestellt. Dabei sind die Fragen anregend gestellt und sollten die oftmals als trocken empfundene Thematik gut auflockern. Empfehlenswert sind auch die Kapitel zur Urteilslehre und zu den Rechtsmitteln. Gerade die prozessuale Zusatzfrage sollte nach gründlicher Lektüre keine Probleme mehr bereiten.
Familienrecht:
Das Familienrecht gehört bei den Studenten sicher zu den am meisten vernachlässigten Nebengebieten. Das liegt maßgeblich an der eher geringeren Klausurrelevanz. Aber auch das Familienrecht sollte von Examenskandidaten nicht unterschätzt werden. Hat der Klausurersteller entschieden, dass er in seiner Klausur ein familienrechtliches Problem zum Aufhänger macht, so kann man ohne familienrechtliche Kenntnisse den Fall kaum noch zufriedenstellend lösen. Dass die Thematik auch Freude machen kann, davon zeugt das Buch von Dieter Schwab. Die Thematik wird anhand von anschaulichen Fällen aufbereitet. Die Neuauflage befindet sich auf dem Stand von März 2013. Damit sind alle wichtigen Reformen der letzten Jahre eingearbeitet (z. B. Unterhaltsrechtsreform, Reform des Zugewinnausgleichsrechts). Hervorzuheben ist insbesondere, dass die Lösungen im Gutachtenstil verfasst sind. Das ist für die „Prüfe dein Wissen“-Reihe nicht selbstverständlich. Oftmals verzichten die Autoren aus Raumersparnis auf den Gutachtenstil. Es ist lobenswert, dass das Buch aus dem Familienrecht dies nicht tut. So kann der Leser das methodische Vorgehen besser verstehen und prägt sich „en passant“ oft wiederkommende Formulierungen für die eigene Klausurlösung ein.
Abschließend lässt sich sagen, dass man auch in den zivilrechtlichen Nebengebieten mit der „Prüfe dein Wissen“-Reihe bestens aufgehoben ist. Gerade in den Nebengebieten lässt sich so schnell Fallpraxis gewinnen und ein hohes Examensniveau erreichen. Auch die mündliche Prüfung, die die Nebengebiete ebenfalls zum Thema haben könnte, muss nach der Lektüre nicht mehr gefürchtet werden.
Wolfgang Lüke
Zivilprozessrecht I: Erkenntnisverfahren, Prüfe dein Wissen
Verlag C.H.Beck; 1. Auflage: 2013
Dieter Schwab
Familienrecht, Prüfe dein Wissen
Verlag C.H.Beck, 12. Auflage 2013