Märchenstunde mit Marx

Mit seinem neuesten Buch „Das Märchen vom gerechten Markt“ bedient der Kasseler Hochschullehrer Jürgen Freimann die Gralshüter sozialistischer Heilslehren

Benedikt Vallendar

Der Bolschewismus sprach einst vom „homo sovieticus“, einem von Natur aus solidarisch agierenden Menschen, der sich aus freien Stücken dem Kollektiv und der einen, immer Recht habenden Partei unterwirft und keine eigenen Bedürfnisse kennt. Der in einer freien Welt sozialisierte Mensch Jürgen Freimann spricht in seinem neuesten Buch vom homo oeconomicus, den zu „überwinden“ ein die Menschheit glücklich machendes Lebenselixier sei. Bis zu seiner Emeritierung war Freimann BWL-Professor an der früheren Gesamthochschule Kassel, die sich seit 2003 wieder „Universität“ nennt. Vielleicht ist es kein Zufall, dass sein Buch ausgerechnet im Marburger Tectum Verlag erschienen ist, am Standort der weltweit ältesten protestantischen Universität und seit den siebziger Jahren Hochburg so genannter K-Gruppen, die von jeher ein Problem mit Marktwirtschaft, Leistungseliten und freiem Unternehmertum haben. Frei Haus liefert ihnen Freimann den Unterbau für ihre marxistischen Heilslehren. Mit seinem Buch „Das Märchen vom gerechten Markt“ bedient der Autor die längst widerlegten Vorzüge staatlich gelenkter Wirtschaftssysteme, die auf Umverteilung statt Konkurrenz und Leistungsansporn setzen. Die Folgen solchen Handelns sind wirtschaftsgeschichtlich hinreichend dokumentiert. Spätestens der Zusammenbruch des Ostblocks Ende der achtziger Jahre hat gezeigt, dass es wohl keine gerechtere und von den Menschen gewolltere Institution als den freien Markt gibt. Wo Freimann verklausuliert von „Nachhaltigkeit“ spricht, meint er in Wirklichkeit höhere Steuern und Abgaben für Besserverdienende, um damit soziale Wohltaten für die angeblich ausgebeuteten Massen zu finanzieren. Dass hierzulande vor allem mittelständische Unternehmer und Freiberufler für Arbeitsplätze, Nachfrage und damit Wohlstand sorgen, ist dem studierten Betriebswirt kaum eine Randnotiz wert. Seine Vorstellungen eines „gerechten Wirtschaftssystems“ kollidieren mit den historischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts, haben nicht erst die DDR in den Abgrund geführt und kaum etwas von dem gehalten, was sie einst versprachen.

Jürgen Freimann
Das Märchen vom gerechten Markt
Tectum Wissenschaftsverlag; Auflage: 1 (24. April 2017)
224 Seiten, 18,95 Euro
ASIN: B06XWTYGD7

Veröffentlicht von on Mai 1st, 2017 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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