„Allgemeines Verwaltungsrecht für Dummies“ von Arno Scherzberg
Nadja Hülser
Um es gleich vorweg zu sagen: Ich habe das Buch aus Sicht von Studierenden der Rechtswissenschaften oder Referendarinnen und Referendaren gelesen und kann für diesen Leserkreis keine Empfehlung geben. Professor Scherzberg, der Verwaltungsrecht an der Universität Erfurt lehrt, schreibt selbst ganz zu Beginn unter der Überschrift „Was dieses Buch nicht will“, dass er zugunsten der Verständlichkeit auf Vollständigkeit verzichtet hat. So fehlen Prüfungsschemata und der so wichtige Prüfungsaufbau für Widerspruchs- oder Klageverfahren. Für Klausuren wird man mit dem Werk nicht fit gemacht, dafür geht der Autor nicht genug ins Detail, es fehlt an Fallbeispielen und Umstrittenes wird nicht wissenschaftlich behandelt, d.h. es fehlt an den jeweiligen Stellen der Verweis auf die Rechtsprechung. Generell werden Normen sparsam genannt, das ist aber für Jura-Lernende sehr wichtig, da alles geregelt ist und auch abgefragt wird. Wenn sich dies schon beim Lesen einschleift, bleibt in der Klausursituation die notwendige Zeit für die echten Knackpunkte.
Der Autor verwendet viele Seiten darauf, die Systematik des Allgemeinen Verwaltungsrechts zu erklären, jedoch ohne Bezug zum Gesetzestext. Einfacher und effektiver geht dies meines Erachtens mit einem Blick in die Inhaltsverzeichnisse der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) und des Verwaltungsverfahrensgesetzes (VwVfG) als Hilfe zur Selbsthilfe, obwohl darauf hingewiesen wird, man solle bei der Lektüre des Buches unbedingt die einschlägigen Gesetze zur Hand haben.
Für juristische Laien, die sich einen Überblick über die Arbeit der öffentlichen Verwaltung verschaffen wollen, zum Beispiel einen Stadtrat, der fachfremd ausgebildet ist, kann das Buch ein gutes Mittel sein, die Materie kennenzulernen. Der Autor bietet an, das Buch von vorne bis hinten zu lesen oder auch nur punktuell. Wer ein Fan von Häppchen ist, der würde sich vermutlich auch über etwas mehr Fettdruck freuen. Die Grafiken am Anfang sind seltsam unscharf.
Die „Schummelseite“ ganz zu Beginn aus der Hand eines Professors ist ein netter Gimmick, jedoch vor dem Kapitel unverständlich und wiederholt sich danach auch nicht.
Die letzten beiden Kapitel „Zehn Standardprobleme des Allgemeinen Verwaltungsrechts“ und „Zehn schwere Fehler bei der Falllösung“ suggerieren auf jeweils weniger als zehn Seiten das Verwaltungsrecht damit im Griff zu haben. Schön wär’s! Die Sache ist aber diffiziler und täuscht über den Aufwand hinweg, den man tatsächlich betreiben muss, um eine Universitätsklausur oder Referendarklausur erfolgreich bestehen zu können. Achtung! So einfach ist das leider nicht!
Ist der Anspruch an das juristische Handwerkszeug schlicht geringer, dann bietet das Buch ein Basiswissen, mit dem man problemlos auch an die klassischen Lehrbücher zum Allgemeinen Verwaltungsrecht herangehen kann.
Arno Scherzberg
Allgemeines Verwaltungsrecht für Dummies
Wiley Verlag 2017
324 Seiten
19,99 €
ISBN: 978-3-527-712000-7