Auf den Pflichtteil erpicht? Dann zieh vors Gericht!

Das NomosProzessHandbuch „Pflichtteilsprozess“ in 3. Auflage

Rüdiger Rath

Mal angenommen, die Schwiegermutter ist verstorben, aber der nun verwitwete Schwiegervater will nichts herausrücken, gibt seinem Sohn keinen Cent von seinem Vermögen ab, obwohl der und seine Familie es doch so dringend bräuchten. Womöglich hat der alte Herr ja längst eine jüngere Tussi im Auge, wenn nicht sogar schon bei der Hand, mit der er seine Reichtümer nun ausgelassen zu verjubeln gedenkt, während seine verblichene Ehefrau mutmaßlich im Grabe rotiert. Dabei haben Sohn und Schwiegertochter sie doch bis zum letzten Atemzug hingebungsvoll gepflegt. Rechtlich in Ordnung ist so etwas mitnichten, denn um Ungerechtigkeiten solcher Art zu vermeiden, hat der Gesetzgeber den Kindern des Erblassers einen Pflichtteilsanspruch eingeräumt, d.h. sie haben Anspruch auf Auszahlung der Hälfte ihres gesetzlichen Erbteils. Doch was tun, wenn der Alte dennoch nichts abgeben will? Dann gilt nur: Entweder klein beigeben um des lieben Friedens und familiären Haussegens willen – oder man führt einen Pflichtteilsprozess.
Doch dazu benötigt man einen ausgewiesenen Erbrechts-Spezialisten als rechtlichen Beistand. Und der wiederum benötigt für all die prozessualen Kniffe und Besonderheiten, von denen er in seiner jahrelangen Juristenausbildung noch nie etwas gehört hat, ein einschlägiges Handbuch wie das jüngst in 3. Auflage erschiene NomosProzessHandbuch „Pflichtteilsprozess“, herausgegeben von Walter Krug und Claus-Henrik Horn. Dieses Handbuch nimmt, wie die Herausgeber in ihrem Vorwort betonen, für sich in Anspruch, „durch noch mehr ausdifferenzierte Formulierungsvorschläge … den Anwälten die Pflichtteilsregulierung und den Gerichten die Verfahrensführung zu erleichtern.“ Es liefert also genau das, was der Erbrechts-Profi, salopp gesagt, braucht, um sich im materiell-rechtlichen und insbesondere auch prozessualen Dickicht der einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen zurechtzufinden.
Die aktuelle Neuauflage trägt vor allem dem Umstand Rechnung, dass sich das Pflichtteilsrecht sowohl materiellrechtlich als auch verfahrensrechtlich durch Gesetzgebung und vor allem durch ungewöhnlich vielfältige gerichtliche Entscheidungen national und international weiterentwickelt hat. Hervorzuheben ist vor allem, dass durch die Änderung von §72a GVG nunmehr bei den Landgerichten Spezialkammern für Erbrecht eingerichtet wurden. Natürlich berücksichtigt das Handbuch die aktuelle Literatur und Rechtsprechung. Ebenfalls eine wichtige Rolle spielt, dass das internationale Privatrecht das Spektrum des Erbrechts durch die EuGüVO erweitert hat, worin sich zeigt, wie das internationale Recht sich auf das nationale Erbrecht bis hinein in das Grundbuchverfahrensrecht auswirkt.
Fazit: Das Krug/Horn-Prozesshandbuch „Pflichtteilsprozess“ bringt den einschlägig qualifizierten Praktiker auf den neuesten Stand.

Krug/Horn (Hrsg.)
NomosProzessHandbuch „Pflichtteilsprozess“. Beraten, Gestalten, Durchsetzen
3. Auflage Nomos Verlag 2022
1008 Seiten; 128 Euro
ISBN: 978-3-8487-7658-0

Veröffentlicht von on Feb 14th, 2022 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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