Auch für Allrounder

Das NomosProzessHandbuch “Der Erbprozess” in 6. Auflage

Rüdiger Rath

“Der magerste Vergleich”, so sagt ein altes Rechtssprichwort, “ist besser als der fetteste Prozess”. Denn, so lautet ein anderer Juristenspruch: “Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand.” Und dennoch lässt sich die gerichtliche Auseinandersetzung manchmal nicht vermeiden. Ganz besonders gilt dies aber – und offenbar mit signifikant zunehmender Tendenz – für das Erbrecht, jenes Rechtsgebiet, das vor allem den geschäftstüchtigeren Vertretern unserer Anwaltszunft gerne die Dollarzeichen in den Augen blitzen lässt. “Das Erbrecht ist prozessanfälliger geworden”, heißt es denn auch im Vorwort der jüngst erschienenen mittlerweile 6. Auflage des NomosProzessHandbuchs “Der Erbprozess”, das rund zwei Jahrzehnte nach seinem erstmaligen Erscheinen längst “zur Grundausstattung jeder erbrechtlichen Bibliothek” gehört, wie der Nomos Verlag, der dieses Werk nunmehr vom kleineren zerb Verlag übernommen hat, keineswegs zu Unrecht resümiert.
Die Neuauflage bringt den “bewährten Begleiter in allen prozessualen und verfahrensrechtlichen Situationen” (so Nomos über sein jüngstes “Adoptivkind”) auf den neuesten Stand von Rechtsprechung und Gesetzgebung, erweitert insbesondere um die Bereiche der in der Praxis zunehmend bedeutsamen richtigen Beweiswürdigung von Sachverständigengutachten sowie die notwendigen korrekten Beweisanträge im FamFG- und ZPO-Verfahren. Ebenso werden typische Verfahrensfehler im Erbprozess und ihre Vermeidung in den Blick genommen.
Nicht zuletzt zielt das Werk also auch auf zivilrechtliche Allrounder ab, die in gelegentlichen erbrechtlichen Mandaten (die abzulehnen sich kaum ein nüchtern kalkulierender Advokat erlauben kann) leicht ins Schwimmen geraten können. Schnell werden spezifische Probleme erbrechtlicher Klagen, etwa bei der Erbteilungsklage oder der Stufenklage des Pflichtteilsberechtigten, nicht hinreichend erkannt. Auch das bei der Erteilung eines Erbscheins anzuwendende FamFG-Verfahren oder das Teilungsversteigerungsverfahren wird mitunter mangels entsprechender Kenntnisse nicht zum Vorteil des Mandanten ausgeschöpft. Als Helfer in der Not erweist sich dann ein Handbuch wie “Der Erbprozess”, das all das, was man im erbrechtlichen Verfahren wissen sollte, weitgehend lückenlos abdeckt: von der Durchsetzung der erbrechtlichen Ansprüche des Allein- und Miterben über die Vor- und Nacherbschaft, die Geltendmachung von Vermächtnisansprüchen und von Pflichtteilsansprüchen, den Aktiv- und Passivprozess des Testamentsvollstreckers, die Erbenhaftung und die Kosten in Erbsachen bis hin zur Zwangsvollstreckung in Erbsachen, dem Erbscheinsverfahren und dem Internationalen Erbrecht. Als besonder hilfreich erweisen sich die über 200 detaillierten Muster für alle Verfahrenssituationen im Erbprozess.

Bonefeld / Kroiß / Tanck
Der Erbprozess mit Erbscheinsverfahren und Teilungsversteigerung
6. Auflage 2023
1.126 Seiten; 129,00 Euro
ISBN 978-3-7560-0273-3

Veröffentlicht von on Mrz 6th, 2023 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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