Intensive Lernerfahrung

Ein Buch über den „Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot“

Jan Engelmann

cover-risseDer Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot bringt alljährlich in der Woche vor Ostern in Wien über 2.000 Studenten, Praktiker und Wissenschaftler aus aller Welt zu einem Wettbewerb in praktischer Rechtsanwendung zusammen. Dieser auch the olympics of international trade law bezeichneten Veranstaltung widmet sich das zu besprechende Werk, das jedem an der Teilnahme an diesem Wettbewerb Interessierten wertvolle Hinweise geben kann.

Der Vis Moot simuliert ein internationales Handelsschiedsverfahren zwischen zwei Unternehmen. Anwendbares Sachrecht ist dabei das Wiener UN-Kaufrecht. Vor den mündlichen Verhandlungen in Wien steht eine mehrmonatige Schriftsatzphase, in der die Teams von inzwischen über 280 Universitäten aus über 65 Ländern jeweils Schriftsätze zu eben jenem Fall austauschen, der in Wien dann Gegenstand der mündlichen Verhandlungen ist. Dort treten dann in einer Art Turnier jeweils Teams zweier Universitäten vor einem oft aus renommierten Praktikern bestehenden Schiedsgericht gegeneinander an und halten Plädoyers für die Prozessparteien des Falles. Neben dem Wiener Original hat sich inzwischen auch ein asiatisches Pendant, der Vis Moot (East) in Hong Kong, zu einer festen Größe im Ausbildungskalender entwickelt. Der Vis Moot kann den oft noch am Anfang des Studiums stehenden studentischen Teilnehmer in vielerlei Hinsicht besondere Herausforderungen bereiten – etwa in juristischer, sprachlicher, rhetorischer, aber auch organisatorischer Art. Wer sich diesen Herausforderungen stellt, wird belohnt mit einer intensiven Lernerfahrung in einer unvergleichlichen, kosmopolitischen Atmosphäre.

Das von Jörg Risse herausgegebene und von diesem sowie von Markus Altenkirch, Ragnar Harbst, Annette Keilmann und Lisa Reiser verfasste Werk erleichtert es Interessierten ungemein, von dieser einmaligen Lernerfahrung bestmöglich zu profitieren. Den Autoren ist es gelungen, auf rund 200 Seiten nicht nur den Ablauf des Vis Moots und dessen viele geschriebenen und ungeschriebenen Regeln auch für Novizen verständlich darzustellen. Darüber hinaus macht eine Vielzahl praktischer Tipps das Werk zu einem erfreulich lebhaften Exemplar juristischer Ausbildungsliteratur. Die sehr konkreten, stets um Beispiele angereicherten Empfehlungen der Autoren reichen bis hin zu jenen sprachlichen Finessen, die aus einem guten einen exzellenten Schriftsatz und aus einem handwerklich ordentlichen ein wahrhaft mitreißendes pleading machen. Insbesondere für erstmals teilnehmende Teams dürften außerdem die Beiträge zu den in ihrer Bedeutung nicht zu vernachlässigenden Aspekten der Finanzierung einer Teilnahme sowie des Zeit- und Projektmanagements besonders interessant sein. Aber selbst für erfahrenere Mooties finden sich noch viele interessante Anstöße. Hinweise zum umfangreichen Rahmenprogramm in Wien und Hong Kong sowie lesenswerte, inhaltlich auch über den Vis Moot hinaus führende Interviews mit früheren Teilnehmern aus verschiedenen Regionen runden dieses Werk ab. Den Verfasser dieser Zeilen freut es als ehemaligen Teilnehmer und mehrfachen Teambetreuer daher sehr, allen am Vis Moot Interessierten für das Werk Jörg Risses und seiner Kollegen eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen zu können.

Jörg Risse (Hrsg.)
The Complete but unofficial Guide to the Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot
Hart Pub 2013
250 Seiten, 36,00 EUR
ISBN-10: 1849466017

Veröffentlicht von on Apr 7th, 2014 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Sie können eine Antwort durch das Ausfüllen des Kommentarformulars hinterlassen oder von Ihrer Seite einen Trackback senden

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