Ilona Cosack
Wer im Jahr 2014 eine Kanzlei gründet, handelt entweder aus Verzweiflung oder hat gute Gründe, in einem gesättigten Markt Nischen für sich zu entdecken und diese erfolgreich zu besetzen.
Fundierter Businessplan nötig
Man sollte mit einem fundierten Businessplan (BP) einen soliden Grundstein legen. Wer aus der Arbeitslosigkeit heraus gründet, benötigt zur Vorlage bei der Arbeitsagentur und zur Bewilligung des Gründungszuschusses ohnehin einen BP und eine Bescheinigung einer fachkundigen Stelle über die Tragfähigkeit des Vorhabens. Das sind beispielsweise die regionalen Anwaltskammern, ein Steuerberater oder auch ein Unternehmensberater. Dort wird das Kanzleikonzept geprüft und die Erfolgsaussichten beurteilt. Vorteil des BPs ist, dass sich der Kanzleigründer mit seinem Gründungsvorhaben intensiv auseinander setzt. Neben der Überlegung, welche Rechtsdienstleistungen für welche Mandanten angeboten werden, gehören auch die Analyse der Wettbewerbssituation, der Rechtsform, der Zusammenarbeit mit Kollegen oder anderen Berufsgruppen, des geeigneten Standorts und die betriebswirtschaftlichen Planungen dazu.
Woran scheitern Existenzgründer?
70 % aller Existenzgründungen scheitern aufgrund von Finanzierungsmängeln, 60 % haben Informationsdefizite, 50 % Qualifikationsmängel, 30 % Planungsmängel sowie Familienprobleme und 15 % aufgrund von äußeren Einflüssen. Daher sollte die Finanzplanung besondere Beachtung finden. Erfahrungsgemäß werden beim Businessplan die Kosten für Investitionen und Marketingmaßnahmen zu gering eingeschätzt, so dass unterwegs das Geld ausgeht. Ein vorausschauender Kanzleigründer plant mit realistischen Zahlen, die genügend Spielraum bieten.
Positionieren Sie sich!
Je eindeutiger sich die Kanzlei positioniert, desto besser wird sie sich durchsetzen. Dazu bedarf es nicht zwingend der Kanzlei für Raumfahrtrecht, die 2010 den Soldan-Gründerpreis gewann, die zweitplatzierte Kanzlei rund um SGB II zeigte, dass man nicht abheben muss, um erfolgreich durchzustarten. Im Idealfall haben Sie bereits Berufserfahrung als angestellter Anwalt gesammelt. Das erleichtert viele Bereiche, mit denen Sie in der eigenen Kanzlei konfrontiert werden.
Zielgruppen?!
Für welche Mandanten will ich meine Rechtsdienstleistung anbieten? Privatmandanten, Gewerbliche Mandanten, Freiberufler, Akademiker oder branchenspezifische Gruppen? Legen Sie sich fest und definieren Sie Ihre Zielgruppe.
Spezialisierung?
Wollen Sie sich auf Rechtsgebiete, Fachanwaltschaften oder Lebenssachverhalte spezialisieren? Es müssen nicht zwangsläufig Rechtsgebiete oder einer der 21 Fachanwaltschaften sein. Denken Sie auch über Lebenssachverhalte (Familien, Menschen mit Behinderungen, Senioren) oder über Branchen nach, zu denen eine Affinität besteht. Gibt es ein Hobby, das Sie mit dem Beruf verbinden können? Wo haben Sie Alleinstellungsmerkmale, die Sie von Ihrem Wettbewerb abhebt und als Experte bei Ihrer Zielgruppe positioniert?
Mandantenakquise kostet Zeit und Geld
Wieviel Geld darf (muss) Mandantenakquise kosten? Planen Sie bereits beim BP die Maßnahmen für die Erstakquise und für die laufende Akquise ein. Beispielsweise kostet eine Suchmaschinenoptimierung für die Auffindbarkeit Ihrer Kanzlei im Internet eine dreistellige Summe im Monat. Das überfordert viele Kanzleigründer finanziell. Andererseits wird oftmals unnötig Geld in Anbieter investiert, die viel versprechen, ohne es zu halten. Sie können selbst prüfen, ob der Anbieter geeignet ist: Wenn Sie unter den Suchbegriffen, die der potentielle Mandant im Internet eingibt, tatsächliche eine Eintragung in den ersten Treffern (ohne Anzeigen) finden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr potentieller Mandant diese Seite ebenfalls findet, gegeben. Taucht hingegen die Seite nicht auf, so wird letztlich auch Ihre Teilnahme bei diesem Anbieter keine neuen Mandanten generieren. Sparen Sie also an der richtigen Stelle!
Planen Sie regelmäßig, z.B. jeden Freitagnachmittag, Zeit für Mandantenakquise ein. Legen Sie eine Marketing-Strategie fest und definieren Sie nachprüfbare Ziele, z.B. vier neue Mandanten pro Monat. So können Sie erkennen, ob Sie das Ziel erreicht haben oder ob Nachholbedarf entsteht. Setzen Sie beschlossene Maßnahmen konsequent um und halten Sie regelmäßig nach, welche Erfolge erzielt wurden. Nur dann wird Ihre Kanzlei auf Dauer die richtigen Mandanten gewinnen.
Ohne Ziel ist jeder Weg richtig, planen Sie kurz-, mittel- und langfristige Ziele, um mit Ihrer Kanzlei den richtigen Weg zu gehen.
Strategien entwickeln
Zur Rechtsdienstleistung gehören vier Bereiche, die wie Puzzlesteine ineinander greifen: Die Dienstleistung an sich, die Preise und Konditionen, ein Service, der Mandanten begeistert und Werbung, Öffentlichkeitsarbeit sowie Verkaufsförderung als Baustein in Ihrem Marketingkonzept. Fügen Sie alle Puzzlesteine zu einem Ganzen zusammen, so werden Sie sich mit Ihrer Kanzlei auf Dauer am Markt etablieren.
Hilfe bietet die XING Gruppe Kanzleigründung
Tauschen Sie sich im Business-Netzwerk XING mit Kollegen aus, profitieren Sie von den persönlichen Treffen und nutzen Sie das Feedback, um Fehler zu vermeiden und Ihre Kanzlei nach vorne zu bringen.
Fazit: Auch im Jahr 2014 lohnt es sich, eine Kanzlei zu gründen. Werden Sie kreativ und nutzen Sie Ihre Einzigartigkeit für Ihren Erfolg.
Ilona Cosack ist Inhaberin der ABC AnwaltsBeratung Cosack – Fachberatung für Rechtsanwälte und Notare – und Autorin des Praxishandbuch Anwaltsmarketing – Mandanten gewinnen mit System.
P.S.: Das oben abgebildete Wandtattoo „Justitia – Personifikation der Gerechtigkeit“ ist erhältlich im Denoda-Onlineshop:
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