Wenn Liebe ein Verbrechen ist

„Farbenblind“ von Trevor Noah

Katrin Sasse

Der originale Titel dieses autobiographischen Buches von Trevor Noah, dem international gefeierten Comedean und Moderator einer Satireshow im US Fernsehen, heißt „Born a Crime – Stories From a South African Childhood”, und ich finde ihn viel treffender als den deutschen Titel „Farbenblind“. Aber das ist auch schon alles, was ich an der deutschen Ausgabe dieses Werkes auszusetzen habe. Es ist die äußerst unterhaltsame Beschreibung einer Kindheit und Jugend in Südafrika während und nach der Apartheit.
Das Besondere an Trevor Noah ist, dass seine Eltern aus zwei unterschiedlichen Kulturkreisen stammen. Seine Mutter, eine schwarze Südafrikanerin, und sein Vater, ein weißer Europäer, setzen sich über die absurden Gesetze der Rassentrennung hinweg, treffen sich heimlich – und dabei entsteht ein Kind.
Weil es keine legale Möglichkeit gibt, als Familie zusammen zu leben, wächst Trevor bei seiner Mutter auf. Seinen Vater besucht er nur an Sonntagen. Weil seine Mutter arbeiten muss, lebt der Junge auch oft, zusammen mit Cousinen und Cousins, bei der Großmutter in Soweto.
Trevor Noah zeigt uns in 18 Geschichten die Welt seiner Kindheit und Jugend in Südafrika. Sehr unterhaltsam beschreibt er die teilweise rustikalen Erziehungsmethoden seiner strengen, stark religiösen Mutter. Er erzählt von den immer gleich ablaufenden Besuchen bei seinem Vater, einem Deutsch-Schweizer. Natürlich gibt es auch Geschichten über die Schule und seine Freunde. Weil er durch seine Hautfarbe ein Außenseiter ist, findet er sehr kreative Wege, von den verschiedenen Cliquen in der Schule anerkannt zu werden. Er beschreibt das Alltagsleben der schwarzen Bevölkerung und thematisiert auch die schlimmen Dinge wie Armut, Gewalt und Kriminalität. Seine Geschichten sind oft komisch und skurril, aber auch ernsthaft und manchmal beklemmend.
Sein besonderer Status als Kind von Eltern unterschiedlicher Herkunft erlaubt es ihm, die Dinge aus eigener Sicht zu betrachten. Man spürt, dass es Trevor Noah sehr wichtig ist, dem Leser eine „andere Sicht“ auf Afrika zu vermitteln. Ganz nebenbei sorgt er dafür, dass man als Leser über seinen Bildungstellerrand hinausblickt. Da er das sehr charmant und humorvoll tut, lässt man sich gern von ihm aufklären. Dank der hervorragenden Arbeit der Übersetzerin Heike Schlatterer bereitet es wirklich viel Freude, dieses Buch zu lesen.

Trevor Noah
Farbenblind
Karl Blessing Verlag München 2017
336 Seiten; 19,99 EUR
Übersetzung aus dem Englischen von Heike Schlatterer
ISBN-10: 9783896675903

Veröffentlicht von on Jan 28th, 2019 und gespeichert unter LITERATUR, RECHT LITERARISCH. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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