Das Frieser- Formularbuch des Fachanwalts Erbrecht in 4. Auflage
Rainer Stumpf
Die vermutlich einfachste und eleganteste Methode, um zu Geld zu kommen, ist es, eine Erbschaft zu machen. Der erste Haken dabei ist allerdings, dass statistisch gesehen nur jeder Zweite hierzulande früher oder später in diesen Genuss kommen wird. Das zweite Hindernis liegt nun darin, dass jene glückliche Hälfte zusehen muss, sich ihre Erblasser deren Leben lang gewogen zu halten, um nicht am Ende noch von ihnen enterbt zu werden. Doch auch wer diese beiden keineswegs leichten Hürden erfolgreich übersprungen hat, sieht sich schließlich noch mit einer nicht unerheblichen dritten konfrontiert: der Bürokratie des Erbfalls mitsamt etwaigen Streitigkeiten mit den Miterben. In diese Lücke stoßen nun die Erbrechts-Anwälte, und ganz besonders jene unter ihnen, die sich Fachanwälte für Erbrecht nennen dürfen. Aber selbst diese hochqualifizierte Schar an Koryphäen, die den Erben ihre Dienste offeriert, wäre außerstande, ihre Expertise vollständig abzurufen, könnte sie sich nicht auf die einschlägige gediegene Fachliteratur stützen, die ihnen mit allerhand Tipps und Hinweisen hilfreich zur Seite steht. Laut dem zur WoltersKluwer-Gruppe gehörenden Fachverlag Luchterhand benötigt der Fachanwalt Erbrecht (neben den üblichen Gesetzeskommentaren) im Wesentlichen nur zwei voluminöse Bücher: zum einen das „Handbuch des Fachanwalts Erbrecht“, zum anderen das hier anzuzeigende „Frieser Formularbuch des Fachanwalts für Erbrecht“.
Dieses „Frieser Formularbuch“, dessen mittlerweile vierte Auflage der Rezensent in den Händen hält, stellt auf nicht weniger als 1.700 Seiten die praktische Ergänzung zum besagten Handbuch dar. Der erbrechtliche Praktiker, und zwar nicht nur der Fachanwalt, sondern ebenso der Notar oder der Anwaltsnotar, ob Newcomer oder „alter Hase“ (alle weiblichen Formen sind selbstverständlich mitgemeint), findet hier eine wirklich beachtliche Fülle erbrechtlicher Formulare vollständig abgedruckt. Mit neuen Autoren deckt das Handbuch das gesamte Erbrecht aus zivilrechtlicher, steuerrechtlicher und internationaler Sicht ab. Unterschiedliche Formulierungsbeispiele und Textbausteine geben vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten an die Hand und zeigen praxisgerechte Lösungsmöglichkeiten auf. Im Anschluss an jedes Formular erfolgen Erläuterungen mit eventuell benötigten Alternativen sowie Hinweisen auf Risiken der jeweiligen Formulierung. Die schnelle Auffindbarkeit der einzelnen Formulare ist durch ein Formularverzeichnis gewährleistet. Und das Beste ist: Sämtliche Formulare stehen auch online zum Download zur Verfügung.
Neu in der 4. Auflage ist – wenig überraschend – die Berücksichtigung der aktuellen ober- und höchstrichterlichen Rechtsprechung, insbesondere auch die zur immer weitreichenderen „Internationalisierung“ des Erbrechts wie etwa zur Behandlung der aktuellen materiellrechtliche Fragen (Entscheidungen zur EUErbVO, Umsetzung der Rechtsprechung des EuGH zu § 1371 BGB in der Erbrechtspraxis) sowie zu verfahrensrechtlichen Besonderheiten (Benutzungspflicht des amtlichen Formblatts für die Beantragung eines Europäischen Nachfolgezeugnisses). Darüber hinaus haben aktuelle Praktikertipps Aufnahme gefunden, z.B. zum Gegenstandswert für die Abrechnung anwaltlicher Tätigkeit bei Beantragung eines Erbscheins für einen Miterben.
Fazit: Ein gelungenes Werk, das für den Praktiker schnell unverzichtbar wird.
Frieser Formularbuch des Fachanwalts Erbrecht
Luchterhand / WoltersKluwer, 4. Auflage 2021
1.700 S.; 139 Euro
ISBN 978-3-472-09657-3