25 Jahre erste Pixies-Platte

Scheiben vor Gericht Spezial

Thomas Claer

Mit den Pixies und ihrer Debüt-EP „Come on Pilgrim“ begann damals, 1987, ein neues Zeitalter der Popmusik. Der wilde anarchische Indie-Gitarrenrock war geboren. Viele Epigonen hat es seitdem gegeben, doch niemand von ihnen konnte und kann den Pixies das Wasser reichen. In einzigartiger Weise verbanden sie krachende und knochentrockene Gitarrenriffs mit beinahe beängstigend einschmeichelnden poppigen Melodien. Zwar griffen sie durchaus auf das schon Vorhandene der Popgeschichte zurück, aber sie machten etwas völlig Neues daraus: Sixties-Gitarren kreuzten sie mit der Geschwindigkeit des Punkrock, den betörend schönen männlich-weiblichen Wechselgesang entliehen sie – wie vor ihnen bereits Phillip Boa & the Voodooclub – bei The Velvet Underground, und das Megaphon als Stimmverzerrungsgerät hatten vor ihnen schon, ja! ja! ja!: Trio. Ohne die Pixies wären die späteren Erfolge von Nirvana nie möglich gewesen. Kurt Cobain war ein ehrfürchtiger Bewunderer der Pixies. Er soll sogar einmal ein eigenes Konzert in London vorzeitig verlassen haben, nur um andernorts ein Pixies-Konzert (als Zuschauer!) nicht zu versäumen. Der Welthit „Smells like Teen Spirit“ von Ende 1991 war nach seinen Angaben der Versuch, so zu klingen wie die Pixies.
Doch zu dieser Zeit waren diese – nach nur vier LPs – schon fertig mit ihrem Gesamtwerk und lösten sich bald darauf auf. Sie haben, vergleicht man es mit den Kollegen aus Seattle und deren unglücklichem Frontmann, noch rechtzeitig den Absprung geschafft, waren angekommen an einem Punkt, an dem sie Stadien hätten füllen können – aber genau das wollten sie nicht. Hinzu kam der nicht mehr moderierbare Dauerstreit zwischen Sänger/Gitarrist Black Francis und Sängerin/Bassistin Kim Deal. Und schließlich waren die Pixies rein optisch betrachtet auch nicht gerade Schönlinge, so blieb Black Francis (anders als dem slackerigen Adonis Kurt Cobain) der mediale Ruhm als Stilikone erspart. Doch nach einem Jahrzehnt der Abstinenz drohte mehreren Bandmitgliedern das Geld auszugehen und Black Francis (der sich zwischenzeitlich Frank Black nannte und unzählige Garagenrock-Platten aufnahm) in Depressionen zu versinken. So kam es 2003 zur vielumjubelten Wiedervereinigung. Seitdem touren die Pixies mit ihren alten Songs durch die Welt und haben es glücklicherweise unterlassen, neue Platten zu veröffentlichen – schon um ihren Mythos nicht zu gefährden. Die euphorisierende Wirkung ihrer Musik ist bis heute ungebrochen. In einer besseren Welt als dieser feierte man nicht die Beatles und die Rolling Stones als größte Helden der Popgeschichte, sondern: die Pixies. Das Urteil fürs Gesamtwerk lautet: sehr gut (17 Punkte).

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Surfer Rosa / Come on Pilgrim
4AD/Beggar (Indigo) 1987/88
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Doolittle
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Bossanova
4AD/Beggar (Indigo) 1990
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Trompe le Monde
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At the BBC
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Complete B-Sides
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Veröffentlicht von on Aug 6th, 2012 und gespeichert unter SCHEIBEN VOR GERICHT. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Sie können eine Antwort durch das Ausfüllen des Kommentarformulars hinterlassen oder von Ihrer Seite einen Trackback senden

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