Sommerserie: Juristen in der Politik. Eine Stilkritik

Teil 2: Peter Struck

Thomas Claer

Besser als unsere Bundeskanzlerin kann man es nicht auf den Punkt bringen: „Der Struck ist eben der Struck.“ Wenn er nun mit 66 Jahren demnächst von der politischen Bühne abtreten wird, ist es dringend geboten, ihn an dieser Stelle noch einmal eingehend zu würdigen: als einen der letzten Haudegen vom ganz alten Schlag. Nun sprechen aus dem besagten Satz der durchaus listigen Angela Merkel sowohl die Genervtheit angesichts eines oftmals grobschlächtigen und wenig differenzierungsfreudigen parteipolitischen Gegners als auch der Respekt, welcher dem unverwechselbar knorrigen Typen allseits gezollt wird. Der Struck ist einer, der sich nichts vormachen lässt. Wo man ihn hinstellt, hat er den Laden im Griff. Vor allem hat er eine klare Vorstellung von Autorität: „Wenn in der Fraktion einer zu lange quasselt und ich sage: ‚Jetzt ist aber gut’ – dann hören die auch auf“, sagt Struck. Als Verteidigungsminister (2002-2005) und SPD-Fraktionsvorsitzender (bis heute) war er wohl eine Art Idealbesetzung. Stets unterscheidet er das Wesentliche vom Unwesentlichen – zu Letzterem zählen für ihn Zweifel und Bedenkenträgerei: „Deutschlands Freiheit wird auch am Hindukusch verteidigt.“ Und damit basta. Andere hätten womöglich gesagt: „Man könnte vielleicht … oder sollte doch lieber …, einerseits ist es so, aber andererseits auch anders …“ Nicht Peter Struck, der lieber gleich Klartext redet und seine Linie durchzieht: als  unerbittlicher Kritiker des notorischen Politikergeschwätzes. So etwas kommt an bei den Wählern, obwohl er niemals lächelt, geschweige denn irgendwelche Faxen macht. Zwei Herzinfarkte und einen Schlaganfall hat er weggesteckt wie nichts. Natürlich raucht er weiter Pfeife und fährt Motorrad. Seit er dem Tod ein paar Mal von der Schippe gesprungen ist, regt ihn nichts mehr auf, sagt er. Man glaubt es ihm aufs Wort, auch dass er, wie er sagt, sein Leben lang noch nie betrunken war. Nach seinem Jurastudium hat Struck über Alkoholismus und Jugenddelinquenz promoviert, hat dazu Knastinsassen befragt. Das prägt. Wie war das so bei ihm im Jurastudium? „Im Studium hatte ich nie Schwierigkeiten… Ich sage das noch heute den Gymnasiasten: Wenn ihr nichts Besseres wisst, macht Jura. Das ist ein leichtes Studium, wenn man einigermaßen was im Kopf hat.“ Und da wundern wir uns noch über den starken Andrang an den juristischen Fakultäten trotz fragwürdiger Berufsaussichten. Der Struck ist eben der Struck …

Zitate aus: SZ-Magazin vom 5.6.09, S. 24 ff.

Veröffentlicht von on Jul 13th, 2009 und gespeichert unter DRUM HERUM. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Sie können eine Antwort durch das Ausfüllen des Kommentarformulars hinterlassen oder von Ihrer Seite einen Trackback senden

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