Der mutige Aufbruch in die Ferne. Ein Porträt dreier deutscher Juristen in Sydney, San Francisco und New York City. Justament-Serie in drei Teilen, Teil 2
Ines Duhanic
Auch die Juristin Hanna Steinbach atmet jedes Mal durch, wenn sie in ihrer sonnigen Wahlheimat nach einem Abstecher in Deutschland ankommt. „Ich liebe das Licht in Kalifornien, das milde Klima. Mein Traum war es schon immer, irgendwo am Meer sesshaft zu werden.“
Als österreichische Juristin in San Francisco
Hanna Steinbach muss es wissen. Vor zehn Jahren, als sie zum LL.M.-Studium nach Berkeley in der Bay Area kam, hat sie das Bay-Fieber gepackt und nie wieder losgelassen. „Mir war damals schon klar, hier will ich mein Leben verbringen.“ Heute hat sie ihren festen Platz in der Legal Community gefunden, mit eigenem Haus am Strand und zwei Söhnen im Alter von ein und zweieinhalb Jahren. Angefangen hat die in Deutschland gebürtige Juristin mit einem LL.M.-Studium an der Eilte-Universität Berkeley. Heute verantwortet die in Wien studierte und promovierte Juristin ein Team von drei Anwälten in einem Technologieunternehmen im Silicon Valley.
Der Weg dorthin war steinig und mühsam. Trotz Top-Ausbildung und Erfahrung als Associate bei Freshfields Bruckhaus Deringer und hervorragender Qualifikationen (Promotion im Kartellrecht mit Forschungsaufenthalt in Cambridge, LL.M. in Berkeley, LL.M. an der Stockholm Universität) und trotz bestandenem Bar Exam und der Zulassung zur kalifornischen Rechtsanwaltschaft, fiel es ihr zunächst schwer, eine Stelle in San Francisco nach ihrem LL.M. Studium zu ergattern, zumal der inmitten von der Finanz- und Immobilienkrise gebeutelte amerikanische Arbeitsmarkt selbst für amerikanische Juristen schier undurchdringlich war. Schließlich gelang es ihr doch über eine Empfehlung, eine Stelle bei Baker & McKenzie in San Francisco zu finden und die notwendige Arbeitserlaubnis (ein H-1B Visum) zu erhalten.
Nach etwa einem Jahr bei Baker & McKenzie erhielt Hanna Steinbach das einmalige Angebot als Beigeordnete Sachverständige an der UN-Organisation World Intellectual Property Organization (WIPO) das internationale Parkett der Diplomaten und internationalen Organisationen in Genf kennenzulernen. Obwohl die Stelle es ihr erlaubt hätte, langfristig bei WIPO zu bleiben, träumte Hanna Steinbach doch immer wieder davon, nach San Francisco zurückzukehren und sie entschied sich, alles daranzusetzen, um diesen Traum wahrwerden zu lassen.
Unnachgiebig, kämpferisch und zielstrebig hat sich die Juristin immer wieder bei etlichen Technologieunternehmen in der hippen Bay Area vorgestellt, um doch vorerst nur Absagen zu bekommen, weil sie als Kandidatin, die nicht vor Ort war und zudem keine Arbeitserfahrung in einem vergleichbaren Unternehmen vorweisen konnte, schlicht nicht dem Idealprofil entsprach. Schließlich öffnete Medallia seine Türen für die zielstrebige und talentierte junge Juristin. Der Kampf hat sich gelohnt, mit Personalverantwortung, einem attraktiven Gehalt und Aktienoptionen, die selbst für amerikanische Juristen selten sind. Heute ist Hanna Steinbach in ihrer kalifornischen Wahlheimat angekommen, hält Fachvorträge im Datenschutzrecht, geistigen Eigentum und Compliance und bereut es keinen Tag, ihr Leben als Anwältin in Deutschland und Österreich aufgegeben zu haben „Die Bay Area bietet die einzigartige Kombination von Innovation, Dynamik, ausgezeichneten Karrieremöglichkeiten mit Stränden und wunderschöner Natur“. Wenn sie mal nicht am Strand mit ihrer Familie ist, trifft man sie in ihrer Freizeit auch gerne auf einen der Netzwerkveranstaltungen, wie zum Beispiel dem „International Privacy Compliance Roundtable“, der von ihr selbst erst jüngst gegründeten Internationalen Juristenvereinigung AILBA (Association of International Lawyers in the Bay Area). Hier in San Francisco begegnet Hanna Steinbach genau dem Menschenschlag, der, wie sie, positiv eingestellt ist, nach vorne schaut und zupackt und vor Niederlagen nicht zurückschreckt. San Francisco mit seinem unweit gelegenen Silicon Valley, ist nicht nur Hauptsitz der Digital Players wie Google und Facebook. Schon jeher galt es als Magnet für Wissenschaftler und IT-Experten aus aller Welt, Geburtsort der Hippie-Bewegung, stets amerikanisches Leitbild einer liberalen Elite der Denker und Intellektuellen. Bis heute hat sich die Mentalität des „You can do it“ als idealer Nährboden für neue Ideen manifestiert. Mit dem Enthusiasmus für Neues im Gegensatz zur German Angst, wird auch die ausgefallenste Idee als Chance gesehen, die nächste Grenze zu überschreiten.
Genau in diesem positiven Umfeld, in dem jeder unverdrossen das Neue sucht und Rückschläge nicht als Fehlschlag, sondern als notwendigen Zwischenschritt zum Erfolg sieht, fühlt sich die aus Deutschland stammende Top-Juristin Hanna Steinbach am wohlsten.