Im Dschungel der Vorschriften

Der Kommentar „Privatinsolvenzrecht“ von Andreas Schmidt in 1. Auflage

Rüdiger Rath

Hat nicht jeder eine zweite Chance verdient? Einfach mal das Geschehene ungeschehen machen, wenn etwas im Leben nicht geklappt hat, und auf die Reset-Taste drücken? Nein, so
einfach geht es natürlich meistens nicht. Doch immerhin: Wem als (Otto-Normal-) Verbraucher seine Schulden über den Kopf gewachsen sind, der kann hierzulande seit mittlerweile zwei Jahrzehnten in den Genuss einer sogenannten Privatinsolvenz kommen. Das heißt, nach einer „Wohlverhaltensphase“, in denen er alles in seinen Kräften Stehende getan hat, um seine Gläubiger zu befriedigen, wird ihm die Restschuld erlassen. Und das Beste ist: Seit der großen Insolvenzrechtsreform von 2013 gibt es sogar die Möglichkeit der Verkürzung des Insolvenzverfahrens auf gerade einmal 3 Jahre (anstatt der Regellaufzeit von 6 Jahren). Ein schlechtes Geschäft für alle unbefriedigten Gläubiger? Nicht unbedingt, denn nach den bisherigen Erfahrungen hebt erst die Aussicht, die Schulden in absehbarer Zeit los zu sein, die Zahlungsmoral manch aussichtsloser Schuldner in ungeahnte Höhen. So kommt es, dass aus manch vertrackter Lage – der Privatinsolvenz sei Dank – schließlich noch eine (relative) Win-Win-Situation geworden ist. Mehr als 100.000 Verfahren pro Jahr zeigen jedenfalls, dass sich die Privatinsolvenz längst zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt hat – und das für alle Beteiligten.

Doch hat sie sich gleichzeitig – was niemanden überraschen dürfte – zu einer komplizierten Spezialmaterie entwickelt, die keineswegs nur den Schuldner betrifft, sondern auch auf zahlreiche Rechtsgebiete jenseits des Insolvenzrechts wie das Miet-, Arbeits- und Familienrecht ausstrahlt. Der erstmals erschienene Kommentar „Privatinsolvenzrecht“ von Andreas Schmidt (Hrsg.) nimmt die typischen Probleme der Privatinsolvenz in den Fokus und enthält neben instruktiven Ausführungen zur Insolvenzordnung, zum Datenschutz, zur Beratungshilfe, zum Steuerrecht und Strafrecht sowie – last not least – zur Vergütung des Insolvenzverwalters auch einschlägige Checklisten, Muster und Praxistipps. Vieles davon wird erstmals im Kontext eines Kommentars behandelt. Hier werden alle am Privatinsolvenzverfahren Beteiligten fündig – ob Schuldner und Schuldner-Berater, ob Insolvenzverwalter und ihre Mitarbeiter, ob Gläubiger und Gläubiger-Vertreter oder Mitarbeiter von „Berufsgläubigern“ wie Banken, Versicherungen, Finanzämtern, Sozialversicherungsträgern. Das Autorenteam besteht aus Schuldnerberatern und Insolvenzverwaltern sowie aus Insolvenzrichtern und Insolvenzrechtspflegern. Fazit: Dieses Werk bietet Orientierung im Dschungel der Vorschriften – für alle Beteiligten.

Dr. Andreas Schmidt (Hrsg.)
Privatinsolvenzrecht (Kommentar)
Carl Heymanns Verlag, 1. Auflage 2018
1428 Seiten; gebunden; 129,00 EUR
ISBN 978-3-452-28980-3

Veröffentlicht von on Mai 13th, 2019 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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