Das Leben von Warren Buffett erzählt von Roger Lowenstein
Patrick Mensel
Trotz seiner Bekanntheit und den vielen Büchern über Warren Buffett sticht Lowensteins Werk aus der Masse heraus. Es ist eine der wenigen Biographien, die dermaßen lebendig beschreibt, wie der bodenständige Buffett zum reichsten Investor aller Zeiten aufsteigt und dabei Werte wie Geduld, Ehrlichkeit, Integrität und Disziplin hochhält.
Roger Lowenstein, ehemaliger Korrespondent des Wall Street Journal, konnte Buffetts wohlwollende Duldung, wenn auch nicht seine aktive Zusammenarbeit, für dieses Projekt sicherstellen. Daher konnte Lowenstein mit Hilfe von Buffetts Familie, seiner Freunde und Arbeitskollegen ein abgerundetes und anschauliches Porträt vom wohl bekanntesten Value-Investor verfassen.
Als Sohn des amerikanischen Kernlandes und des damals bekannten Kongressabgeordneten Howard Homan Buffett, der die republikanische Partei in Omaha vertrat und für seine strengen Ansichten berühmt war, war der zukünftige Finanzier schon als kleines Kind hellwach und zeigte früh ein großes Interesse an der Börse. Über Umwege schrieb er sich an der Columbia University’s Graduate School of Business ein und studierte Wirtschaftswissenschaften. Vor allem ein Dozent hatte es ihm angetan: Benjamin Graham. Er war schon in der Kindheit Buffetts Idol und seine Wertpapieranalyse machte Buffett zu seiner eigenen. Im Kern handelt es sich um eine nüchterne Aktienanalyse, die mehr auf dem gesunden Menschenverstand als auf allem anderen beruht. Es wird der innere Wert einer Aktie bestimmt, der dann gleichzeitig als Kauf- bzw. Verkaufssignal dient.
Wieder zurück in seiner Heimatstadt Omaha in Nebraska nutzte Buffett Grahams Bewertungsprinzipien, um ein riesiges Vermögen für sich selbst und diejenigen zu akkumulieren, die Teil seiner privaten Partnerschaften werden wollten. Er konnte dabei anfangs vor allem auf seine Familie und seinen weiten Bekanntenkreis bauen.
Lowenstein bietet einen anschaulichen Überblick darüber, wie Buffett es fertigbringen konnte, Berkshire Hathaway zur teuersten Aktie der Welt werden zu lassen. Seine wichtigsten Investitionen wie Capital Cities/ABC, Coca-Cola oder American Express werden beleuchtet und dabei einige Hintergründe erklärt. Ausgespart werden aber nicht Buffetts Fehler, wie seine Beteiligung am skandalträchtigen Brokerhaus Salomon Brothers – ein Schritt, den Buffett von Herzen bereute. Man erfährt auch viel über den Menschen Warren Buffett und sein Privatleben. Sein schwieriges Verhältnis zu seiner Mutter wird genauso behandelt wie das Verhältnis zu seiner zwar nicht geschiedenen, aber getrenntlebenden Frau, die 2004 verstorben ist.
Wer etwas Substantielles zu Warren Buffett als Investor und Privatmann erfahren möchte, der wird in keiner anderen Biographie mehr erfahren können. Das akribisch recherchierte und fesselnd verfasste Werk ist ein Muss für alle Buffett-Anhänger, von denen es mittlerweile nicht nur in den USA viele gibt.
Roger Lowenstein
Buffett: Die Geschichte eines amerikanischen Kapitalisten
Börsenbuchverlag 2019
Softcover, 720 Seiten
ISBN: 978-3-86470-642-4