Sebastian Mallaby schildert die Geschichte der Hedgefonds
Patrick Mensel
Was der Durchschnittsbürger heute unter Hedgefonds assoziiert, nahm seinen Ausgangspunkt in den 1940er Jahren als ein erster Fonds dieser Art ins Leben gerufen wurde. Damals hatte Alfred Winslow Jones eine neuartige Idee. Der damals noch unbekannte Investor hatte sich ein neues Investmentvehikel ausgedacht. Dieses war ein vollkommen neues Konstrukt. Jones war zum Zeitpunkt der Fondsgründung fast 50 Jahre alt und hatte bereits ein anstrengendes Leben hinter sich. In einfacher Sprache weiß Mallaby darzulegen, wie Winslow Jones seine neuartige Kombination aus Aktienkauf und Leerverkäufen anging. Eine Kombination, die es ihm ermöglichte, sowohl bei steigenden, als auch bei fallenden Märkten zu gewinnen. Alfred Jones konnte jedes Mal hohe Gewinne einstreichen und war gegen Markteinbrüche abgesichert. Doch nicht nur er, auch andere Hedgefonds-Titanen wie George Soros kommen ausführlich zu Wort.
Für Kurzfrist-Trader ist das Kapitel zu Paul Tudor Jones sicherlich empfehlenswert. Der aus Memphis, Tennessee stammende Investor und Absolvent der University of Virginia wollte schon in seiner Studienzeit Trader werden. Er las einen Zeitungsartikel über Richard Dennis, dem reichgewordenen Rohstoffspekulanten, und entschloss es ihm nachzutun. Sein Onkel Billy Dunavant, ebenfalls Baumwoll-Händler, sicherte ihm einen Platz in New Orleans beim legendären Eli Tullis. Dort lernte Tudor Jones das Traden von der Pike auf. Weitere Stationen waren die New York Cotton Exchange (NYCE) und die Gründung eines eigenen Hedgefonds.
Richtig bekannt wurde Paul Tudor Jones am 19. Oktober 1987. An diesem Tag fiel der Dow Jones um 22%. Das war damals der größte jemals gemessene Tagesverlust in der Geschichte des Index. Er legte den Grundstein für Jones sprunghaften Erfolg. Jones hatte in der Woche zuvor den S&P 500-Futures Markt leerverkauft. So machte er am Montagabend ein Vermögen.
In den letzten Kapiteln des Werkes versucht Mallaby der Frage auf den Grund zu gehen, ob Hedgefonds den Zusammenbruch der Finanzmärkte im Zuge der 2008er-Krise zu verantworten haben. Der Autor führt aus, dass Hedgefonds ein geringes Risiko für die Finanzmärkte darstellen. Er sieht die Gefahr eher bei den Versicherungen und Banken, die so groß geworden sind, dass der Steuerzahler sie zwingend retten muss, um einen Finanzkollaps zu verhindern. Hedgefonds-Manager gehen weit konservativer mit Geld um, da sie meistens sehr viel Eigengeld verwenden. Um ihr eigenes Vermögen zu schützen, würden sie somit auch besser auf Kundengelder achten.
Mit seinem weitreichenden Finanzwissen hat der Washington Post Kolumnist Mallaby eine interessante Historie zur Entwicklung der Hedgefonds niedergeschrieben. Schwer verdauliche Sachthemen werden in einfachen und lebhaften Geschichten erzählt. Der Leser erhält so einige Einblicke in eine ansonsten gänzlich fremde Welt. Alle Hedgefonds-Interessierten sollten bei diesem Buch zugreifen. Es gibt kein anderes Buch auf dem Markt, das so viele Insidergeschichten darlegt, wie dieses hier.
Sebastian Mallaby
Mehr Geld als Gott: Hedgefonds und ihre Allmachtsphantasien
FinanzBuch Verlag, 2019
Sprache: Deutsch, 602 Seiten, Gebundene Ausgabe
ISBN-10: 3898796299
ISBN-13: 978-3898796293