Justament-Autorin Ines Duhanic über Diversity, Quotenfrauen und Global Gendergap
Ja, Frauen entscheiden anders, führen anders! Aber pardon, dieser von einer Frau geschriebene Artikel der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. Dezember 2020 mit der Überschrift „Gleichberechtigung: Frauen sind ein lohnendes Geschäft“ ging daneben:
“Eine ganze Reihe von Untersuchungen kommt zu dem Schluss, dass Unternehmen mit höheren Frauenanteilen auch die größeren Gewinne einfahren. […] Also warum wirft die Wirtschaft gerade Geld zum Fenster raus?”
Solche Aussagen sind nur ein weiterer Katalysator des Klischee-Denkens, dass Frauen nur wertvoll für die Unternehmenskultur sind, wenn sie die Bilanzen ankurbeln, den operativen Cash-Flow reinrbringen. Diese Stereotypisierung des männlichen Habitus und Gestus stigmatisiert jede einzelne Frau, die diesem Muster nicht entspricht, die gar als „weiblich“ oder “weich” und damit wiederum als erfolglos gilt.
Wie wäre es mit einem anregenden Artikel über die Krankenschwester, die Altenpflegerin, die Kindergartenerzieherin, die das soziale Rückgrat unserer auf reinen Gewinn orientierten Gesellschaft ist?! Warum werden solche “typisch weiblichen” Berufe und damit verbundenen pflegerischen, psychologischen als auch sozialen Kompetenzen (nur mit 1800 oder 2400 Euro Brutto bzw.) gar nicht honoriert?
Frauen sind (vielleicht) anders als Männer. Diese Verschiedenheit sollte allerdings in der mit Abstand größten Volkswirtschaft der EU, Deutschland, als wichtige Ressource anerkannt und genutzt, anstatt durch unterschiedliche Lebensbedingungen und Sozialisationseffekte weiter einseitig instrumentalisiert werden.
Frauen sind kein “lohnendes Geschäft”; Gleichberechtigung fängt nicht mit Amortisation, Produktivität und Kapitalwert an. Dieses Mentalitätsmuster, das just in die Hände der Gentlemen Clubs der gehobenen Managements-Riege spielt, verkennt: Gleichberechtigung fängt erst dann an, wo patriarchalische Organisationsformen der Frauenarbeit aufgebrochen und die Besserstellung typisch weiblicher Berufe gewährleistet werden!
Das Gesetz zur Frauenquote vom 1. Januar 2016 ist zwar nett gemeint. Gut gemacht ist es allerdings noch lange nicht mit der Gleichberechtigung von Frau und Mann. Das archaische Mindset bleibt. Dafür muss man nur in eine der führenden Tageszeitungen schauen.