Drei Musiker von Element Of Crime haben ein Jazz-Album aufgenommen
Thomas Claer
Das Tolle an der Jazz-Musik ist, dass sie kaum zum Pathos tendiert und ebenso wenig zur Sentimentalität. Da ist z.B. die Klassische Musik doch weitaus gefährdeter, und Rock- und Popmusik sind es natürlich erst recht. Jazz dagegen ist eine Musik, die beinahe ohne Schwere auskommt, die aber in all ihrer Leichtigkeit dennoch nur selten ins Banale abrutscht, denn dazu ist sie viel zu cool und distanziert.
Kann man das so sagen? Keine Ahnung, denn ich verstehe nicht viel vom Jazz. Zumindest aber empfinde ich es so, wenn ich an einem viel zu kalten und dann auch noch verregneten Frühlingstag – also unter den, wie sich bald herausstellen wird, bestmöglichen Umständen für diese Musik – den Klängen von „Ask Me Now“ lausche, der Debüt-Platte des Trios Regener Pappik Busch, hinter dem sich ein Nebenprojekt der Band Element Of Crime verbirgt, das wiederum aus den drei wohlbekannten Musikern Sven Regener (Trompete), Richard Pappik (Drums) und Ekki Busch (Piano) besteht. Diese drei alten Kempen, alle um die sechzig, haben also ein Album mit Coverversionen berühmter Jazz-Klassiker aufgenommen. Alles ist rein instrumental, es gibt keinen Gesang. Stücke von den ganz Großen sind dabei, von Thelonius Monk und John Coltrane. Hingegen sucht man Dave Brubeck vergeblich, und die anderen auf der Platte kennt man schon gar nicht mehr.
Warum machen die Drei sowas überhaupt? Diese Frage drängt sich natürlich auf. Vielleicht weil sie in einem Alter sind, in dem sie gerne noch mal etwas Neues ausprobieren wollen. Zumal das Risiko gering ist, dass ihre treuen Fans diesen gewissermaßen exotischen Ausflug ihrer Lieblinge nicht goutieren werden. Kann sein, dass sie auch ihre über den überschaubaren EOC-Kosmos hinausreichenden – und ja auch in der Tat beachtlichen – musikalischen Fähigkeiten demonstrieren möchten. Womöglich ist es aber auch ein Akt der musikpädagogischen Fürsorge gegenüber ihrer Fangemeinde, denn ohne diesen Anstoß wäre zweifellos ein Großteil der Element-Anhänger niemals darauf gekommen, sich näher mit Jazzmusik zu befassen. Der Rezensent zumindest bestimmt nicht…
Was Jazz-Puristen dazu sagen würden, vermag ich also nicht zu beurteilen. Mir jedenfalls gefällt diese Platte. Und einen besonderen Nerv treffen dabei die melancholischen Stücke dieses Albums, allen voran „Don’t Explain“ von Arthur Herzog und Billie Holiday. Gerade weil einen die Traurigkeit hier nicht so brutal überfällt, sondern sich gewissermaßen ganz sachte von hinten anschleicht…
Regener Pappik Busch
Ask Me Now
Universal 2021