Der Schneider/Volpert AnwaltKommentar zum RVG in 9. Auflage
Ludwig Deist
Die älteren Rechtsanwälte werden sich vielleicht noch dunkel daran erinnern: Es gab einmal eine Zeit vor dem RVG, dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz. In jenen lange zurückliegenden Jahren vor 2004 galt auf dem deutschen Rechtsberatungsmarkt noch die Bundesrechtsanwaltsgebührenordnung (BRAGO), die beinahe so bürokratisch war, wie ihr Name vermuten lässt. Mit dem damals neuen, allein schon vom Namen her deutlich schlanker und eleganter daherkommenden RVG hingegen verfolgte der Gesetzgeber das Ziel, das Kosten- und Vergütungsrecht einfacher und transparenter zu machen. Es sollte für Rechtsanwälte Anreize schaffen, ihre Mandanten verstärkt bei außergerichtlichen Streitbeilegungen zu unterstützen, um dadurch die Arbeitsbelastung der Gerichte zu verringern. Außerdem sollte sich die Höhe der Vergütung mehr als bisher am Umfang und an der Schwierigkeit der anwaltlichen Tätigkeit orientieren.
Jedoch hat sich an der Höhe der Gebührensätze selbst im Wesentlichen seit 1994 kaum etwas verändert. Eine Erhöhung der Vergütung sollte vielmehr durch die geänderte Gebührenstruktur eintreten. Und immerhin dies ist seitdem offenbar tatsächlich geschehen. Nach Ansicht des Bundesjustizministeriums erhöhte sich die Vergütung von Rechtsanwälten durch den Erlass des RVG um 14 Prozent. Manche Rechtsschutzversicherer gehen sogar von einer Erhöhung der Vergütung um mehr als 20 Prozent aus.
Demnach hat es sich für Anwälte in den beiden vergangenen Dekaden also durchaus bezahlt gemacht, sich in die Feinheiten des RVG zu vertiefen. Als zuverlässiger Helfer dabei hat sich die von Schneider und Volpert herausgegebene RVG-Kommentierung aus dem AnwaltVerlag erwiesen, die nunmehr bereits in 9. Auflage erschienen ist, was im Schnitt ungefähr einer Neuauflage alle zwei Jahre entspricht.
Das von einem breit aufgestellten Team aus renommierten Autoren mit langjähriger Erfahrung und hoher Fachkompetenz konzipierte Werk gibt die gewohnt fundierten Antworten auf gebührenrechtliche Fragestellungen und bietet somit das, was man als Praktiker für die optimale Abrechnung benötigt. Die Neuauflage bringt das Werk einmal mehr auf den aktuellen Stand der Rechtsprechung und Literatur. Besonders hervorzuheben sind die jeweils sehr hilfreichen Praxistipps und der Anhang mit kommentierungsübergreifenden Erläuterungen zur Vergütung im Scheidungsverbundverfahren, im Einstweiligen Rechtsschutz und im Selbstständigen Beweisverfahren sowie zum Kostenfestsetzungsverfahren.
Auch wenn dieses schwergewichtige Werk mit einem Anschaffungspreis von 169 Euro als nicht gerade billig anzusehen ist, so kann man es doch als lohnende Investition betrachten, denn angesichts einer Vielzahl ebenso nützlicher wie einträglicher Hinweise zur Optimierung der anwaltlichen Abrechnungen dürften die Ausgaben recht schnell wieder eingespielt sein.
Schneider / Volpert (Hrsg.)
AnwaltKommentar RVG
AnwaltVerlag, 9. Auflage 2021
3.180 Seiten; 169 Euro
ISBN: 978-3-8240-1629-7