Jährlich aktuell in einer Hand

Zwei BGB-Kommentare erscheinen zuverlässig und zeitversetzt

Matthias Wiemers

An dieser Stelle soll über zwei mehr oder weniger bekannte BGB-Kommentare berichtet werden, die in jedem Jahr neu erscheinen. Zunächst über den „Prütting/Wegen/Weinreich“, wie er inzwischen heißt und wie er inzwischen in 16. Auflage bei Wolters Kluwer erschienen ist, und zweitens über den „Grüneberg“, der offiziell mit dem Klammerzusatz „(vormals Palandt)“ beworben wird. Beide Kommentare erscheinen jährlich neu und liegen vom Preis in etwa gleichauf (130 bzw. 119 Euro)

Der von Hanns Prütting, inzwischen längst emeritierter Ordinarius und Institutsdirektor für Verfahrensrecht in Köln, begründete Kommentar, ist rein äußerlich vom Umfang vom bisherigen Palandt praktisch nicht zu unterscheiden. Die aktuelle Auflage ist bereits vor einigen Monaten erschienen und enthält deshalb nicht alle kurz vor Ende der 19. Legislaturperiode des Deutschen Bundestages noch beschlossenen Änderungen im Zivilrecht. Was allerdings beim Aufschlagen und Blättern auffällt, ist, dass der „PWW“ etwa 600 Seiten umfangreicher (und 11 Euro teurer) ist als der frühere „Palandt“. Schaut man sich an, welche zusätzlichen Gesetze jeweils enthalten und kurz kommentiert sind, findet man keine Erklärung für die Diskrepanz im Umfang. Auch die berüchtigten Abkürzungen des Palandt werden von seinem Mitbewerber praktisch nachvollzogen. Es ist keineswegs so, dass im „PWW“ alle Wörter ausgeschrieben würden. Aber der Jurist gewöhnt sich an alles – und gerade Studierenden kann nur empfohlen werden, sich zumindest auch frühzeitig mit so einem Kommentar vertraut zu machen. In beiden Kommentaren finden wir Hervorhebungen in Fettdruck, und sie sind im übrigen bei Nachweisen von Rechtsprechung und Literatur (jeweils in Klammern) gleichermaßen sparsam. Die aufgrund ihres Inkrafttretens nach Redaktionsschluss des „PWW“ noch nicht im Einzelnen kommentierten neuen Vorschriften im Schuldrecht sind übrigens gleichwohl abgedruckt und werden einleitend – anhand des seinerzeitigen Gesetzesentwurfs – und zusammenfassend kommentiert. Dies mag als erste Orientierung helfen. Bei den neuen mietrechtlichen Vorschriften erfolgt gar eine direkte Kommentierung der Einzelvorschriften. Stichproben zu Einzelkommentierungen ergeben das folgende Verhältnis von Kommentierungsumfängen: § 242 (Grüneberg: 11 Seiten, PWW: 22); § 433 (4/5) § 823 (50/ 54). Hier zeigt sich ein eindeutiger Trend zu etwas größerem Umfang beim „PWW“, der seinen Preis haben muss.

Der „Palandt“ als der am häufigsten aufgelegte Kommentar zum BGB und einigen Nebengesetzen hatte vor vielen Jahren bereits einen jährlichen Erscheinungsrhythmus angenommen und vor wenigen Jahren die Gewohnheit, einige Wochen vor Weihnachten mit dem Erscheinungsdatum des kommenden Jahres zu erscheinen. Hier ist deshalb der Rechtsstand zum Ende der Wahlperiode gut abgebildet.
Dass der Name „Palandt“ im Grüneberg nun nur noch einmal erwähnt wird, und zwar in einem kurzen ersten Absatz im Vorwort, ist aus sich heraus verständlich, wenn man den Text des Vorworts liest: Der Verlag will sich von Autoren verabschieden, die im Nationalsozialismus „eine aktive Rolle eingenommen haben“. Ob dies allerdings von Otto Palandt in vollem Umfang gesagt werden kann, ist nicht ganz klar. Blickt man in den wikipedia-Artikel, so wird dort erwähnt, dass Palandt ein kritisches Verhältnis zu Frauen in Juristenberufen hatte. Sollte also Palandt bei den – für sich genommen durchaus nachvollziehbaren, wenngleich nicht zwingenden – „Aufräumarbeiten“ des Verlages auch deshalb mit abgeräumt worden sein, weil der ganz aktuelle Zeitgeist überholte Geschlechterrollen nichtmal in ihrer Historizität stehenlassen kann? In jedem Fall gilt, dass BGH-Richter Christian Grüneberg und seinem Autorenteam alles Gute bei der Fortführung dieses unverzichtbaren Kommentars zu wünschen ist.
Das Konkurrenzwerk steht dem allerdings in der Qualität in nichts nach, und aufgrund der leicht versetzten Erscheinungsweise der hier vorgestellten Werke hat der Nutzer in jedem Jahr zweimal die Chance, an einen aktuellen BGB-Kommentar zu gelangen. Nach welchem man greifen mag, ist letztlich Geschmackssache.
Beide passen noch unter den Weihnachtsbaum.

Grüneberg – BGB-Kommentar
Buch. In Leinen
81., neubearbeitete Auflage. 2022
XXXVII, 3257 S. Mit Beiblatt ‚Benutzungshinweise zur 81. Auflage‘ (1 S.).
C.H.BECK. ISBN 978-3-406-77500-0
Format (B x L): 16,0 x 24,0 cm
Gewicht: 2347 g

Prütting / Wegen / Weinreich
BGB-Kommentar
Bürgerliches Recht
Buch. Hardcover
16. Auflage. 2021
Luchterhand Verlag GmbH. ISBN 978-3-472-09712-9
Format (B x L): 18.2 x 24.7 cm
Gewicht: 2462 g

Veröffentlicht von on Dez 13th, 2021 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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