„Der Kraßer“ mit neuem Namen

Das Lehr- und Handbuch „Patentrecht“ von Christoph Ann in 8. Auflage

Ludwig Deist

Ein Buch mit sieben Siegeln ist das Patent- und Gebrauchsmusterrecht (wobei letzteres noch oftmals mit dem Geschmackmusterrecht verwechselt wird) wohl für einen nicht geringen Teil der deutschen Volljuristen. Bis heute zählt es zu den doch recht exotischen Nebengebieten, mit denen es in der Juristenausbildung nur zu tun bekommt, wer sich für die Wahlfachgruppe Zivilrecht entscheidet. Ebenso dürfte wohl auch nur eine Minderheit in der hiesigen Juristenzunft benennen können, was genau eigentlich ein Patentanwalt ist… Doch hat sich allmählich wohl doch die immense Bedeutung dieses Rechtsgebiets vor allem im Wirtschaftsleben hinreichend herumgesprochen. Was sich auch daran zeigt, dass das Patentrecht mittlerweile sogar zum Pflichtstoff in diversen wirtschaftsaffinen Studiengängen wie Tourismus- oder Gesundheitsmanagement gehört.

Wer sich also nicht nur oberflächlich mit dem Patent- und Gebrauchsmusterrecht vertraut machen möchte, der landet früher oder später beim Standardwerk in diesem Bereich, das nun erstmals unter neuem Namen erscheint. Nach sieben Auflagen hat sich nämlich der Doyen des deutschen Patentrechts, Prof. Rudolf Kraßer, in den Ruhestand verabschiedet. Und an seiner statt hat Christoph Ann, Professor an der TMU School of Management, am Munich Intellectual Property Law Center sowie in Tokio und Washington, vormals Richter am LG Mannheim (Patentstreitkammer), das Zepter des umfassendsten und renommiertesten Lehr- und Handbuchs im Patent und Gebrauchsmusterrecht übernommen.

Auch inhaltlich hat sich seit der Vorauflage vor mehr als einem halben Jahrzehnt eine Menge getan. Nur das entscheidende Ereignis, auf das man seit Jahren gewartet hat, ist bislang ausgeblieben: Noch immer ist unklar, wann endlich das Europäische Patent mit einheitlicher Wirkung (EPeW) und die einheitliche Patentgerichtsbarkeit kommen werden. Allein dass es bald soweit sein wird, gilt unter Experten als ausgemacht. Aus diesem Grunde hat der Verfasser im Vorwort schon jetzt die nächste Neuauflage für 2025 angekündigt, die dann eine umfassende Darstellung des neuen einheitlichen europäischen Patentrechts enthalten soll.

Und nicht nur in diesem Punkt beweist der Autor dieses Werkes Weitsicht. Obgleich gerade erst 60 Jahre alt geworden, hat er bereits seine Nachfolge „geregelt“: Seine Schülerin Lena Maute, derzeit Junior-Professorin in Augsburg, ist erstmals als Co-Autorin mit von der Partie und soll dieses Werk, wie es ebenfalls im Vorwort heißt, „eines Tages übernehmen“. Die Neuauflage reflektiert die lebhafte Rechtsentwicklung und geht auch bereits auf das künftige EU-Einheitspatentsystem ein. Verarbeitet ist zudem eine Fülle neuer Rechtsprechung europäischer und deutscher Gerichte sowie der Beschwerdekammern des EPA. Das System des internationalen, europäischen und deutschen Patentrechts wird ebenso klar wie profund dargestellt. So bietet das Buch eine Zusammenschau des internationalen, europäischen und deutschen Patentrechts – dank Übersichtlichkeit und Argumentationshilfen mit größtem Nutzen sowohl für Lernende als auch für die Praxis. Als Zielgruppe dieser Publikation kommen neben Studierenden der Rechtswissenschaft und technischer Berufe auch Rechtsreferendare, Rechtsanwälte und Patentanwälte (auch in der Ausbildung) sowie Richter und Rechtsabteilungen von Wirtschaftsunternehmen in Betracht.

Christoph Ann / Lena Maute
Lehrbuch zum deutschen und europäischen Patentrecht und Gebrauchsmusterrecht
Verlag C.H. Beck, 8. neu bearbeitete Auflage 2021
1096 Seiten, gebunden; 139,00 Euro
ISBN: 978-3-406-74325-2

Veröffentlicht von on Feb 28th, 2022 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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