Geheime Aufzeichnungen eines Volljuristen
Liebes Tagebuch,
die lustigsten Begebenheiten, die sich kein Comedian besser hätte ausdenken können, liefert manchmal das Leben selbst. Vorgestern hatte ich einen Notartermin in Rostock bei einem schon etwas älteren Vertreter seines Berufsstandes, der gutgelaunt und in rasanter Geschwindigkeit den Vertragstext herunterratterte. Doch dann las er fälschlicherweise das Wort “Brahestraße” mit Betonung auf der zweiten Silbe vor. Ich korrigierte ihn, indem ich die erste Silbe übertrieben in die Länge zog. Und sogleich fiel dem Notar der Namenspatron der Straße ein: “Ja, richtig: Tymo Brahe.” “Tycho Brahe”, verbesserte ich ihn. “Ach ja, Tycho Brahe, ich weiß. Das war so ein Astronaut.” “Nein, ein Astronom!”, korrigierte ich ihn abermals. “Stimmt, ein Astronom”, gab er zu. Und dann ergänzte er noch: “Ein Finne.” “Nein, ein Däne”, hielt ich dagegen. Ich fühlte mich an einen Sketch mit Harald und Eddi erinnert. Oder war es einer aus “Sketchup” mit Diether Krebs? Einen Moment lang überlegte ich, ob der Notar sich vielleicht einen Spaß machte, aber so witzig war er ansonsten ja keineswegs. Nichts kommt vermutlich der unfreiwilligen, rein aus der Situation geborenen Komik gleich. Ich kann mich gar nicht wieder einkriegen vor Lachen, wenn ich an Tymo Brahé, den finnischen Astronauten, denke…
Dein Johannes