Väter, die ewig fremd blieben

Kinder hauptamtlicher Stasi-Mitarbeiter litten häufig unter der häuslichen Situation

Benedikt Vallendar

hoffmann-stasikinderBerlin – In der untergegangenen DDR galten sie als privilegiert und prädestiniert für Höheres. Doch zu Hause mussten sie oft viel durchmachen. Wer nicht in die Norm des sozialistischen Durchschnittsjugendlichen passte, hatte es schwer.  In ihrem Buch „Stasi-Kinder“ beschreibt die Hamburger Journalistin Ruth Hoffmann (Jahrgang 1973) am Beispiel mehrerer Einzelfälle, wie Kinder hauptamtlicher Mitarbeiter des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in den Sog des Berufs ihrer Väter gerieten. Stets blieb dieser für die Kinder ein Geheimnis. „Papa arbeitet beim Ministerium des Innern“, war eine in Stasi-Familien weit verbreitete Ausrede. Viele Väter kompensierten den Stress am Arbeitsplatz mit häuslichem Terror gegen die eigenen Kinder. Was wussten, was ahnten diese Kinder? Welche Auswirkungen hatte die geheime Mission der Väter auf das Familienleben? Wie gingen sie mit der Tatsache um, dass ihr Vater bei der Stasi war? In jahrelangen Recherchen hat Ruth Hoffmann Licht ins Dunkel dieser Fragen gebracht. Ausführlich kommen Betroffene zu Wort. Dabei wird deutlich, wie nachhaltig diese Kinder von der Stasi-Tätigkeit eines Elternteils oder Familienmitglieds geprägt wurden. Von Verdrängung über den Bruch mit den Eltern bis zu schweren psychischen Störungen reichten die Folgen, zum Teil bis heute. Das Buch zeigt, dass Stasi-Offiziere nicht nur Wunden in der DDR-Bevölkerung, sondern auch bei denjenigen geschlagen haben, die ihnen eigentlich am nächsten hätten stehen sollen

Ruth Hoffmann
Stasi-Kinder
Aufwachsen im Überwachungsstaat
320 Seiten, € 19,99 [D]
Propyläen-Verlag, Berlin
€ 19,99
ISBN-10: 3549074107
ISBN-13: 9783549074107

Veröffentlicht von on Mai 29th, 2012 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Sie können eine Antwort durch das Ausfüllen des Kommentarformulars hinterlassen oder von Ihrer Seite einen Trackback senden

2 Antworten for “Väter, die ewig fremd blieben”

  1. Tischner sagt:

    Das Buch von Ruth Hoffmann reiht sich ein in die bisherigen Veröffentlichungen in dieser Sache, nur mit dem einzigen Ziel die ehem. MfS-Mitarbeiter zu verunglimpfen.
    Von Einzelbeispielen wird auf alle Mitarbeiter verallgemeinert.Frau Lengsfeld gilt hier, wie bereits in anderen Medienberichten als die Kronzeugin !!! Nur gut dass es sie gibt,sonnst wäre es sehr dünn um medienwirsame Beispiele.
    Auch in anderen Berufen gerieten und geraden heute noch mehr in den Sog ihrer Eltern.
    Und Terror gegen die eigenen Kinder gibt es heute mehr in Deutschland, als es jemals gegeben hat.
    Wer spricht heute über die psychischen Störungen vieler Kinder, weil sie auf Grund der immer größer werdenden Armut ins gesellschaftliche Abseits gedrängt werden ??? Das sind bekanntlich nicht nur Einzelfälle. wie sie Frau Hoffmann aufgeführt und an Haaren herbeigezogen hat !! Das sind wirkliche nachhaltige Wunden, die den Betroffenen ewig anlasten und eine große Masse der Bevökerung betrifft.
    Insgesamt ist Frau Hoffmanns Buch Schnee von vorgestern !
    Ich bin überzeugt, das das auch die Menschen so sehen und der Buchinhalt kaum jemand mehr interessiert . Übrigens das Buch ist m.M einfach nur ein Abklatsch von bisher Bekanntem – auf deutsch
    gequirlte Scheiße !!! Und wer kauft diese schon für 19,99 € ?
    Beste Grüße an den Autor dieses Artikels
    Heinz Tischner

  2. Oktavian sagt:

    Zur Information an alle: Heinz Tischner (Jahrgang 1941) war bis 1989 Major und Abteilungsleiter der DDR-Staatssicherheit in Quedlinburg (heute Sachsen-Anhalt).

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