Drei Bücher von der Stiftung Warentest zum Thema Hausbau
Patrick Mensel
Familien zieht es am liebsten immer noch in die eigenen vier Wände. Und welche Lage ist da besser geeignet als der berühmte Vorort? Doch in letzter Zeit mehren sich die Stimmen, dass ein Hausbau auch in der derzeitigen Zinspolitik ein Finanz-Risiko werden kann. Stiftung Warentest hat zu diesem Thema eine sehr interessante Bücherserie.
Man sollte nicht den Fehler begehen und Stiftung Warentest auf ein monatliches Magazin zu reduzieren. Neben dem berühmten Heft, das jeden Monat Testsieger verschiedenster Kategorien kürt, besitzt die Stiftung sehr lohnenswerte Bücherserien. Gerade im Bereich Eigenheim und Miete finden sich Top-Titel, die den Neubau, den Baupfusch oder den Kauf eines Altbaus thematisieren.
Wer sich für einen Neubau entscheidet, wird meist außerhalb der großen Städte bauen. Zu teuer ist der Grund und Boden in der begehrenswerten Stadtlage. Neu ist diese Gegebenheit nicht. In den 70er und 80er fingen die Wellen der Eigenheimbauten an. Die Mitte der Bevölkerung war zu moderatem Wohlstand gekommen und konnte sich nun auch ein Eigenheim leisten. Laut dem Bundesumweltministerium wird jeden Tag eine Fläche von etwas mehr als 100 Fußballfeldern dem Bauboom zum Opfer fallen. Ein Großteil dieser Fläche wird für Wohnraum genutzt.
Viele junge Familien stehen vor der entscheidenden Frage: Neubau oder Altbau? Es ist gerade der Traum des individuellen Eigenheims, der den Neubau forciert und es Kritikern dieses Trends nicht leicht macht gehört zu werden. Dabei sprechen viele Gründe gegen einen Neubau. Aufgrund des demographischen Wandels wird ein „Mehr“ an Bundesbürger auf ein „Zuviel“ an Wohnraum treffen. Viele sehen das Einfamilienhaus im Vorort daher als schlechtere Wohnalternative an. Ein kleiner Vorgeschmack auf die Zukunft bieten schon heute die eher dünn besiedelten Gebiete. Nur sehr schwerlich, wenn überhaupt, lässt sich ein Käufer finden. Doch es sind nicht nur die ländlichen Gebiete betroffen. Überall dort, wo Kern-Versorgungsangebote fehlen oder öffentliche Verkehrsmittel nur sporadisch fahren, werden Einfamilienhäuser zum Ladenhüter. Und das muss eben nicht nur auf dem Land sein. Ein verkehrsmäßig ungünstig angebundener Vorort einer großen Stadt kann auch schnell auf der Verliererseite stehen. Da ist das oft zitierte Betongold leider keine lukrative Geldanlage gewesen, sondern oftmals nur noch ein Klotz am Bein. Eine Studie der Wüstenrot-Stiftung skizzierte ein bedrohliches Bild für manche Einzelhaus-Siedlungen. Dort, wo sich Familien in den 80ern hoch verschuldet haben, um ihren Traum zu finanzieren, findet sich heute kaum noch ein Käufer. Und sollte sich doch mal einer finden, dann drohen harte Verkaufsverhandlungen und hohe Preiseinbußen. Die Lage ist nun mal das wichtigste Kriterium am Häusermarkt.
Des Weiteren droht ein Phänomen, das man früher nur aus den Vereinigten Staaten kannte: die Verwahrlosung. Kommt eine Siedlung erstmal auf den absteigenden Ast, dann entwickelt sich schnell eine Lawine. Drei, vier leerstehende Häuser mit verwuchertem Garten oder zugenagelten Fenstern reichen schon, um über das Schicksal einer Straße oder gar einer Siedlung zu entscheiden.
Der Zwang zum Vorort hat auch andere Nachteile: Lange Pendelei oder ein weniger an Mobilität werden von Hausbauern oft ignoriert. Und manche eng bebauten Neubausiedlungen bergen mehr nachbarschaftlichen Zündstoff als eine Wohnung in der Stadt. Ältere Viertel haben oftmals mehr Platz und wurden bei weitem nicht so eng bebaut. Die Sanierung eines Altbaus sollte zwar nicht unterschätzt werden, aber der Kauf eines gebrauchten Hauses hat durchaus seine Vorteile. Nur leider ist der Preis von Altbauten in begehrteren Lagen nicht von dem Preis eines Neubaus zu unterscheiden. Die Verkäufer ignorieren, dass ihr Haus nach drei Jahrzehnten der Benutzung stark renovierungsbedürftig ist. Die Kosten für eine Renovierung/ Sanierung werden bei den Preisen nicht berücksichtigt.
Kurzum: Trotz der derzeitigen Zinspolitik ist der Hauskauf nicht zum Kinderspiel geworden. Es gilt viele Dinge abzuwägen und richtig zu bewerten. Die Bücher von Stiftung Warentest sind dem Leser dabei eine wertvolle Hilfestellung. Wenn es um den Neubau geht, werden wirklich alle Einzelheiten beleuchtet. Das Bauherrenhandbuch ist quasi ein „Rundum-sorglos-Paket“, bei dem wirklich alle erdenklichen Fälle behandelt werden. Fragen der Finanzierung, Probleme beim Bau oder die Baukontrolle bis zur Endabnahme werden thematisiert. Der Sinn von Versicherungen wird näher beleuchtet. Wie kann sich der Hauskäufer vor der Insolvenz des Bauunternehmens absichern? Dieser Worst-Case wird ebenfalls behandelt und sollte auch dem letzten Zweifler die Angst vor einem Neubau nehmen.
Das darauf aufbauende Buch „Baupfusch“ schließt Lücken bei der Frage der Endabnahme und Gewährleistung. Es ist nun mal eine Tatsache, dass es keinen Neubau gibt, der nicht irgendwo einen Mangel hätte. Liegt es nur an einem nicht gut schließenden Fenster, dann ist der Schaden leicht behoben. Anders sieht es aus, wenn die Substanz des Hauses gefährdet ist. Der juristische Laie hat von Begriffen wie Gewährleistung oder Baumangel nur eine ungefähre Ahnung. Da ist es nur von Vorteil, sich für den Ernstfall zu wappnen. Nach Lektüre des Buches werden zukünftige Bauherren ihre Rechte deutlich besser kennen und durchzusetzen wissen. Es ist natürlich besser, wenn es im Streitfall noch zu einer außergerichtlichen Einigung kommt. Aber auch die Klage vor Gericht wird vorgestellt, die aber für den Häuslebauer nur ultima ratio sein sollte.
Das Buch „Das gebrauchte Haus“ macht zwar auf den ersten Blick einen deutlich kürzeren Eindruck. Aber man sollte sich nicht täuschen lassen. Für Fragen in Bezug auf den Altbau ist das Werk Gold wert. Kaufinteressierte werden im wahrsten Sinne des Wortes an die Hand genommen und ihre Absichten auf den Prüfstand gestellt. Gerade bei Altbauten besteht die Gefahr, dass Interessierte sich auf die ersten Angebote stürzen und ihre eigenen Ziele zu schnell aus den Augen verlieren. Nur weil ein Traumhaus zum Verkauf steht, können Lage oder Sanierungsbedarf nicht völlig außer Acht gelassen werden, aus Angst ein solches Angebot werde nie wieder kommen. Daher sind die im Buch abgedruckten Check-Listen sehr hilfreich. Bei konsequenter Anwendung können potentielle Käufer schnell viele Angebote filtern. Erwähnenswert ist auch das Kapitel zur Ermittlung des Sanierungsbedarfs. Ein kleiner Vorgeschmack wird dem Laien durch Tabellen vermittelt, die eine Durchschnittslebensdauer bestimmter Hausteile angibt. Damit können auch Laien sich schon mal ungefähr ausrechnen, was für Kosten auf sie zukommen.
Wer sich also mit dem Thema Hausbau, -kauf auseinander setzen will, der sollte den Büchern der Stiftung Warentest eine Chance geben. Es ist auch als Laie hilfreich, eine ungefähre Ahnung zu haben und so Einschätzungen von Sachverständigen, Immobilienmaklern oder Bauunternehmen besser einschätzen zu können.
Das gebrauchte Haus: Kaufen, finanzieren, sanieren.
Ulrich Zink
Stiftung Warentest, 2012
208 Seiten
ISBN-13: 978-3868510324
Unser Bauherren-Handbuch
Karl-Gerhard Haas, Rüdiger Krisch, Werner Siepe, Frank Steeger
Stiftung Warentest, Auflage: 2, 2014
384 Seiten
ISBN: 978-3-86851-400-1
Baupfusch. Erkennen, Reklamieren, Sanieren
Christian Eigner
Stiftung Warentest, 2013
240 Seiten
ISBN-13: 978-3868510690