Hier hatte der Osten Weltniveau!

Thomas Claer empfiehlt spezial: Vor 40 Jahren lösten die Abrafaxe die Digedags ab

Die Abrafaxe

Die Abrafaxe

Es gibt Begegnungen, die das eigene Leben grundlegend verändern. So eine Begegnung hatte ich im Alter von sechs Jahren, wenige Monate vor meiner Einschulung, mit der Zeitschrift Mosaik, genau genommen mit dem Heft 5-1978, das den Titel „Im Gasthaus zum wilden Mann“ trug. In prachtvollen Bildern wurden dort – monatlich auf 20 Seiten – die Abenteuer der Kobolde Abrax, Brabax und Califax, genannt die Abrafaxe, erzählt, die durch alle Länder und Zeiten reisten. Wir befinden uns im Jahr 1704. Zwei superdämliche kaiserlich-österreichische Gendarmen, Bösl und Grantiger, machen Jagd auf die ungarischen Aufständischen (die „Kuruzen“) und insbesondere auf deren Anführer, den Ludas Matyi. Die Abrafaxe stehen wie immer auf Seiten der Armen und Unterdrückten und begleiten zudem volkstümliche „Spaßmacher“ wie den Salzburger Tierarzt Hans Wurst bei ihren Streichen. Eine geheimnisvolle Nebenfigur ist der Marquis Philippe de la Vermotte-Toupet, der sich auf diplomatischer Mission befindet. Er soll im Auftrag des französischen Königs Ludwig XIV. die Möglichkeit einer Allianz mit den Kuruzen ausloten. Doch im Bemühen, sich möglichst unauffällig zu verhalten, erscheint er den diensteifrigen Gendarmen Bösl und Grantiger sofort als besonders verdächtig und wird von ihnen für den Ludas Matyi gehalten, während der echte Ludas Matyi in anderer Verkleidung unbehelligt daneben steht…

Sofort war ich Feuer und Flamme fürs Mosaik. Am Anfang wurden mir die Bildgeschichten noch vorgelesen, ein paar Monate später kam ich dann schon allein zurecht. Die Hefte zu je 60 Pfennigen waren nicht immer leicht zu bekommen, meistens waren sie schon nach kurzer Zeit ausverkauft. Aber eine Bekannte meiner Eltern, Tante W., kannte die Frau im Zeitungskiosk, und so wurde mir fortan immer ein Exemplar zurückgelegt. Was aber bald schon noch verlockender für mich wurde, waren die früheren Hefte, auf die ich regelrecht Jagd machte. Und so entdeckte ich irgendwann, dass die Abrafaxe erst mit Heft 1-1976 das Licht der Welt erblickt hatten. Sie waren nur die Nachfolger ihrer Kobolds-Kollegen Dig, Dag und Digedag, die zuvor 20 Jahre lang im „Mosaik von Hannes Hegen“ eine ganz ähnliche Rolle gespielt hatten. So dehnte ich meine Sammel- und Leseleidenschaft also gleich noch auf die „alte Serie“ aus.

Damals, vor genau 40 Jahren, wusste niemand unter den Lesern, was dieser Wechsel der Mosaik-Kobolde zu bedeuten hatte. Inzwischen sind natürlich längst alle Hintergründe gründlich erforscht und u.a. in zwei sehr sehenswerten TV-Dokumentationen dargestellt:

https://www.youtube.com/watch?v=8rgk4vblBdg

https://www.youtube.com/watch?v=d-73-71UhoA

Heute werden beide Mosaik-Serien von den Fans geschätzt, wobei die alte Serie den großen Vorzug der Vollkommenheit genießt, es gab sie ja auch nur überschaubare 20 Jahre lang. Die Abrafaxe hingegen, zunächst vom gleichen Zeichnerkollektiv, aber ohne den Chefzeichner Hannes Hegen alias Johannes Hegenbart geschaffen, hatten ihre beste Zeit – soweit ich es noch beurteilen kann – ganz sicher in ihren Anfangsjahren. Aber es gibt sie noch bis heute, nun schon doppelt so lange wie seinerzeit die Digedags, seit ein paar Jahren sogar noch ergänzt um eine feminine Parallelserie mit den Koboldinen Anna, Bella und Caramella.

Veröffentlicht von on Jan 4th, 2016 und gespeichert unter DR. CLAER EMPFIEHLT. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Sie können eine Antwort durch das Ausfüllen des Kommentarformulars hinterlassen oder von Ihrer Seite einen Trackback senden

Hinterlassen Sie einen Kommentar!