Was will der Klausursteller von uns wissen?

Repetitorien im Test, Teil 1: Alpmann-Schmidt

Martin Scheibner

Im Leben nahezu jedes Jurastudenten kommt unweigerlich der Zeitpunkt, an dem man sich mit der Frage beschäftigen muss, ob man ein Repetitorium besuchen will – oder sogar muss.
Bereits im ersten Semester hört man von Kommilitonen aus den verschiedensten Semestern verschiedenste Horrorszenarien über das langsam, aber stetig herannahende Unheil: das Staatsexamen.
Durch seine aufgrund der Sachverhaltsbezogenheit eher punktuell gehaltene Art, das Wissen des Examenskandidaten abzuprüfen und die im wahrsten Sinne des Wortes existentielle Bedeutung des Endergebnisses, welches die spätere Laufbahn mitbestimmt, ist eine intensive Vorbereitung jedenfalls wohl unstreitig erforderlich.
Aber wie bereitet man sich vor? Lösungen versprechen hier die Anbieter der verschiedenen Repetitorien, vom (kostenfreien) Universitätsrepetitorium bis zu den (kostenpflichtigen) Anbietern wie Hemmer, Alpmann/Schmidt oder JuraIndividuell.
Um herauszufinden, welchen dieser Wege man am besten gehen sollte, bietet es sich an, zunächst einmal die Lateinkenntnisse, die man seit der Abwahl des Lateingrundkurses in der elften Klasse noch nicht in den Strudel des Vergessens gekehrt hat, heranzuziehen und sich zu fragen: Was bedeutet eigentlich das Wort Repetitorium überhaupt? Die einfache Antwort lautet: Wiederholen.
Denkt man daraufhin zurück und ist ehrlich mit sich selbst, wird man feststellen, wie oft man doch, statt in die Vorlesung zum Besonderen Verwaltungsrecht an einem Mittwochnachmittag im Hochsommer zu gehen, um sich etwa die spannenden Nuancen von Streitigkeiten zwischen Beamten und deren Dienstherren anzuhören, mit einem unangetasteten Lehrbuch zur Gewissensbesänftigung im Schwimmbad gewesen ist. Häufig war dies nicht notwendigerweise nur dem guten Wetter, sondern auch der Vortragsweise des Vorlesenden geschuldet. Da jedoch dieselben Personen zumeist auch das universitätsinterne Repetitorium abhalten, wird vielen Studierenden klar, dass sie wohl auch nicht die notwendige Disziplin haben werden, das Universitätsrepetitorium zu besuchen.
Daneben stellt sich dann die Frage, was man denn eigentlich “wiederholen“ will, wenn man den Lernstoff vielmals gar nicht wiederholt, sondern vielmehr schwören könnte, zum allerersten Mal den Begriff Grundschuld gehört zu haben.
Nach diesen Überlegungen wurde mir klar, dass es ein bezahltes Repetitorium sein musste, mit anderen, neue Personen, die auch in der Praxis und nicht nur im hochschultheoretischen Bereich tätig sind, da sie letztlich ein Produkt auf dem Markt anbieten und somit zur Qualität (auch in der Vortragsweise) gezwungen werden – oder auf Dauer vom Markt verschwinden würden. Daneben hilft der Kostenfaktor, die Disziplin, auch wirklich hinzugehen, wahrlich zu fördern – meine Frau würde mich andernfalls aber auch höchstwahrscheinlich steinigen.
Offen bleibt somit nur noch, welcher Anbieter eines bezahlten Repetitoriums der richtige ist. Ein wichtiger Gradmesser zur Beantwortung dieser Frage ist, wie gut man mit den Materialien der unterschiedlichen Anbieter umgehen kann und wie letztlich der Prüfungserfolg ist.
Während des kleinen Scheins, vor allem aber wegen dessen geringerer Gefährlichkeit während des großen Scheins – da hier wiederholtes durchfallen kein Exmatrikulationsrisiko ist –, hat man ausgiebig Zeit, sich mit den erwerbbaren Unterlagen der unterschiedlichen Anbieter auf Prüfungen vorzubereiten. An meiner Universität, in Trier, gibt es als Anbieter nur Hemmer und Alpmann/Schmidt, so dass ich auch nur diese Unterlagen (etwa Zeitschriften wie Life&Law von Hemmer oder die Rechtsprechungsübersicht RÜ von A/S, sowie Skripte und Fallbücher) neben ordinären Lehrbüchern getestet habe.
Während beide Anbieter vom Inhalt her natürlich kongruent sind, ist jedoch die Art und Weise, wie der Stoff transportiert wird, sehr unterschiedlich. Genauso verhielt es sich auch mit den Prüfungsergebnissen. Ich bemerkte, dass mir die Hemmer-Methodik nicht lag und ich bei den Klausuren an sich zwar das Wissen hatte, es aber nicht rüberbringen bzw. richtig anwenden konnte und daher letztlich durchfiel.
Demgegenüber konnte ich mit den Alpmann/Schmidt Unterlagen in kürzester Zeit gute Ergebnisse erzielen und hatte sogar „in einem großen Schein“ einen dem in der RÜ zuvor besprochenen Fall sehr ähnlichen Sachverhalt, so dass mir die Trefferquote auch gefiel.
Da auch einige meiner Freunde im A/S Repetitorium gute Ergebnisse erzielten, entschloss ich mich auch deshalb dazu, Alpmann/Schmidt zu wählen.
Das Repetitorium selbst läuft hierbei in einem Vereinshäuschen neben einem Sportplatz unweit der Universität ab und wird von der im Jahr 1978 gegründeten Anwaltskanzlei Dr. Embacher aus Saarbrücken geleitet. Es wird von ihr in Trier (meinem Studienort), Mainz und Saarbrücken angeboten. Unterteilt in Zivil-, Straf- und öffentliches Recht wird hier je Rechtsgebiet von einem Repetenten in einer sehr vertraulichen und öfter auch anekdotenreichen Atmosphäre unterrichtet. Verschiedene Fälle werden unter starker Einbindung des Publikums präsentiert und auch mit der Möglichkeit, alternative Lösungswege und deren Vertretbarkeit zu diskutieren. Die Materialien bieten einem in gutachterlich ausgeschriebenen Lösungen hierbei auch Formulierungsansätze für eigene Klausuren.
Dabei wird nicht zuletzt auch Wert darauf gelegt, uns Examenskandidaten aufzuschlüsseln, was die Klausursteller überhaupt von uns wissen wollen.
So fand ich es selbst auch sehr interessant, als Dr. Embacher das für den Studenten verwunderliche Rätsel lüftete, weshalb im ersten Staatsexamen der Gutachtenstil und im zweiten der Urteilsstil zu verwenden ist, und einem die Frage, wieso man denn dann überhaupt den Gutachtenstil bräuchte, ungefähr so beantwortete: Ziel des ersten Examens sei es, die juristische Denkweise der Studenten zu formen, das Ziel des Zweiten wiederum, das Gelernte anzuwenden.
Letztlich sind die 135€ pro Monat, für die man auch viele Materialien erhält, eine sehr gute Investition – und um auf das Thema des Wiederholens zurückzukommen: Wenn man sein Smartphone für die Dauer des Kurses wegpackt und aufmerksam zuhört, mitarbeitet und den Stoff nachbereitet, dann ist die ein oder andere verpasste Vorlesung auch nicht mehr ganz so schlimm.

Veröffentlicht von on Jan 16th, 2017 und gespeichert unter DRUM HERUM, SONSTIGES. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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