Die „Linken“ sind vor allem ein Intellektuellenverein – kritisiert der linke Sozialwissenschaftler Christian Baron
Benedikt Vallendar
Berlin – Um es vorweg zu sagen: Der Autor, Jahrgang 1985, verdient seine Brötchen beim „Neuen Deutschland“, dem früheren Zentralorgan der SED, das sich heute bieder „Sozialistische Tageszeitung“ nennt. Und noch immer in den alten Redaktionsräumen am Franz-Mehring-Platz in Berlin Friedrichshain seinen Sitz hat. Und doch lässt der ND-Redakteur kein gutes Haar an seinen Genossen, denen er unterstellt, die wahren, vor allem materiellen Probleme der kleinen Leute zu missachten. Viel lieber würden linke Politiker und Funktionäre das theoriebelastete Geschäft ihrer akademisch gebildeten Klientel betreiben, kritisiert Baron, von „Gender Studies“ über „Ökologie“ bis hin zu Fragen einer „offenen und solidarischen Gesellschaft“, in der Flüchtlinge eine Art Welpenschutz zu genießen scheinen. Dass Flüchtlinge mit Unterschichtlern meist als erste um weniger gut bezahlte Jobs konkurrieren und sich damit gegenseitig den Schneid abkaufen, würden Linke gerne ausblenden. Wie? Indem ihre Funktionäre und bezahlten PR-Fachkräfte allein auf soziale Diskrepanzen zwischen „oben und unten“ verweisen und Probleme im Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft einfach ausblenden. Der provokante Buchtitel sei denn auch bewusst so gewählt worden, heißt es im Verlag Das Neue Berlin, wo Barons 286-Seiten-Werk bereits in zweiter Auflage erschienen ist. Dass linke Reden, Bücher und Texte „verquast“, „verworren“ und „verkopft“ daherkommen sei ein Dilemma meint Baron. Als Gegenmittel empfiehlt der Arbeitersohn und Dokorand ausgerechnet die Lektüre des Staatsrechtlers und Naziapologeten Carl Schmitt, der klar zwischen „Freund und Feind“ unterschieden und damit erst gar keinen Zweifel an seiner wahren Gesinnung habe aufkommen lassen…
Christian Baron: „Proleten, Pöbel, Parasiten. Warum die Linken die Arbeiter verachten“, Verlag Das Neue Berlin 2016 (2. Auflage)