Eine Reihe flotter Sprüche

Anwaltsserien im Test, Teil 5: Danni Lowinski

Foto: © Frank Dicks - Sat1

Foto: © Frank Dicks - Sat1

Katharina Stosno

Der Rechtsanwältin Daniela Lowinski könnte ein Anspruch aus Freude am Fernsehen auf einen dauerhaften Sendeplatz bei Sat.1 am Montagabend um 21 Uhr 15 zustehen. Voraussetzung hierfür ist, dass es sich bei „Danni Lowinski“ um eine unterhaltsame Serie handelt, bei welcher der Zuschauer nicht vor dem heimischen Fernseher dahin dümpeln muss, sondern einen gemütlichen Tagesausklang erwarten kann. Dies ist allerdings fraglich.
Die ehemalige Friseuse Danni hat sich mit einer außergewöhnlichen Geschäftsidee als Anwältin in einem Kölner Einkaufszentrum selbständig gemacht: Sie leistet Rechtsberatung nach der Stoppuhr und verlangt dafür lediglich einen Euro pro Minute. Superscharf, supergut und superbillig kämpft sie zwischen Coffeeshop und Schlüsseldienst für das Aufenthaltsrecht einer Prostituierten, das Sorgerecht eines alleinerziehenden Vaters, befreit einen Schüler von den Vergewaltigungsvorwürfen seiner Lehrerin und setzt sich für eine junge Mutter ein, die bei der Eigenheimfinanzierung von der Bank über den Tisch gezogen wurde.
Wie passt diese ernste Themenwahl mit der Hauptdarstellerin Annette Frier zusammen, die sonst eher durch ihr komödiantisches Talent glänzt? Auf den ersten Blick erscheint dies unvereinbar. Doch man kann eine Serie nun mal nicht nach einem flüchtigen Blick beurteilen und so ist es der sympathischen Annette Frier zu wünschen, dass der Zuschauer Durchhaltevermögen besessen hat. Dachte man nach den ersten beiden Folgen noch, diese Serie sei zur Abendunterhaltung vielleicht nicht hundertprozentig geeignet, so konnte man in den weiteren Folgen nicht nur amüsante Dialoge suchen, sondern sie auch finden. Eine gelungene Titelsequenz, glaubwürdige Charaktere und eine Reihe flotter Sprüche – wer nach 21 Uhr keine Gerichtsurteile mehr lesen will, der kann getrost Danni Lowinski gucken.  Viel spricht dafür, diese Serie mit Dannis Geheimwaffe zu vergleichen, die sie einsetzt, um kritische Menschen zu besänftigen: einem Doubletallvanillalattemacchiato mit einem Herz drauf.  Niemand erwartet von einem Kaffee eine intelligenzsteigernde Wirkung. In erster Linie soll er aufmuntern und wach halten. Diese Kriterien werden von der Serie erfüllt. Somit steht ein Anspruch aus Freude am Fernsehen nicht nur dem Zuschauer, sondern auch Frau Lowinski zu.
Und da alle Folgen kostenlos im Internet zu sehen sind,  lassen wir die Frage, ob Lowinskis Geschäftsidee gegen das Rechtsanwaltsvergütungsgesetz verstößt, einfach mal dahinstehen.

Veröffentlicht von on Jun 14th, 2010 und gespeichert unter DRUM HERUM, SONSTIGES. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Sie können eine Antwort durch das Ausfüllen des Kommentarformulars hinterlassen oder von Ihrer Seite einen Trackback senden

Hinterlassen Sie einen Kommentar!