Joël Dickers Geheimnis von Zimmer 622
Patrick Mensel
Der Meister der Verschachtelung hat ein neues Kunstwerk vorgelegt. Raffiniert, tiefgründig und wendungsreich entführt Joël Dicker den Leser in die Welt der Genfer Bankiersfamilie Ebezner, die alles zur Erhaltung ihrer Macht in der Finanzwelt unternimmt.
In der Rahmenhandlung tritt Joël Dickers Alter Ego unter seinem Namen auf, um – angetrieben vom Dahinscheiden des geliebten Verlegers Bernard de Fallois – ein Buch zu dessen Ehren zu verfassen. Während eines Ferienaufenthaltes im Palasthotel im schweizerischen Verbier, bei dem sich Dicker von den Irrungen einer schiefgelaufenen Romanze erholt, stößt er auf einen einige Jahre zurückliegenden Mord im Hotel und beginnt mithilfe seiner faszinierenden Zimmernachbarin Scarlett Leonas aus London auf eigene Faust zu ermitteln. Der Leser ahnt es bereits zu Anfang – Mord und Ebezner-Familie hängen zusammen.
Leichtfüßig und elegant lotst Dicker den Leser durch die Wirrungen einer Familien- und Liebesgeschichte. Trotz des ungemein komplexen Handlungsaufbaus verliert man an keiner Stelle den Überblick über die auf verschiedenen Zeitebenen ablaufenden Ereignisse. Tiefgründige Betrachtungen zum Leben und Schreiben fließen beinahe nebenbei in die Rahmenhandlung mit ein, mit der der Roman auch in optimistischer Weise endet: Das Alter Ego Dickers erhält in der Liebe eine neue Chance.
„Das Geheimnis von Zimmer 622“ ist eine Pflichtlektüre für alle Joël Dicker-Fans und für alle Uneingeweihten ein großartiger Auftakt, um einen begnadeten frankophonen Schweizer Schriftsteller der Gegenwart kennen- und schätzen zu lernen.
Die von Michaela Meßner und Amelie Thoma besorgte Übersetzung ins Deutsche wird dem französischen Original in höchstem Maße gerecht.
Das Geheimnis von Zimmer 622
Joël Dicker
Piper, 2021
624 Seiten
ISBN-10: 3492070906
ISBN-13: 978-3492070904