Eifersucht und Fremdenhass

Recht dramatisch, Teil 2: Othello von William Shakespeare

Pinar Karacinar

othello_3_mdWilliam Shakespeares Dramen faszinieren die Menschen schon seit dem 16. Jahrhundert. Viele der in seinen Stücken behandelten Themen sind anscheinend zeitlos. So geht es im „Othello“ um Liebe und Eifersucht, um Intrigen und Fremdenhass. All das zog das Theaterpublikum bereits zu Anfang des 17. Jahrhunderts in seinen Bann, wie der große Erfolg des Bühnendramas schon zu Shakespeares Zeiten beweist.

Dieses Meisterwerk der Weltliteratur erzählt die Geschichte eines dunkelhäutigen geachteten Feldherrn, der die schöne und unschuldige Desdemona, Tochter eines venezianischen Senators, ohne das Wissen ihres Vaters Brabantio heimlich heiratet. Aus Wut über die Wahl seiner Tochter und ihre heimliche Hochzeit wirkt Brabantio auf den Duke von Venedig ein, so dass dieser schließlich Othello mitsamt Gefolge in den Krieg nach Zypern schickt. Doch Desdemona folgt ihrem Liebsten dorthin. So nimmt das Drama schließlich seinen Lauf. Der Fähnrich Jago, der – anders, als er gehofft hatte – von Othello nicht zum Leutnant befördert wird, spinnt nun sein hinterhältiges Intrigenspiel. Er suggeriert Othello, dass seine Frau Desdemona eine Affäre mit dem statt seiner zum Leutnant ernannten Cassio habe, und zieht ihn, Othello, so in den Strudel des Argwohns. Nach und nach verfällt der Feldherr dem Intrigenspiel Jagos, das ihn angefangen von quälenden Zweifeln bis hin zum verhängnisvollen Wahnsinn rasender Eifersucht treibt. Mit dem Mord Othellos an seiner Frau Desdemona endet schließlich das Drama um den tragischen Titelhelden.

Juristisch betrachtet unterlag er wohl einem unbeachtlichen Motivirrtum, denn damals wie heute kann bekanntlich weder unbegründete noch begründete Eifersucht einen strafrechtlich relevanten Rechtfertigungsgrund für eine Tötung darstellen. Die Sympathien von Publikum und Leserschaft liegen natürlich dennoch beim edlen, aber heimtückisch getäuschten Aufsteiger mit Migrationshintergrund. Der Schuft hingegen ist Jago, der fiese Intrigant, der von Neid und Rassismus geleitet, seinen Vorgesetzten ins Verderben führt. Gab es im 17. Jahrhundert eigentlich schon die Rechtsfigur der mittelbaren Täterschaft kraft überlegenen Wissens? Hätte man Jago damit nicht irgendwie rankriegen können? Othello ist der Shakespeare- Klassiker schlechthin zum Thema Liebe und Intrige.

Veröffentlicht von on Aug 30th, 2010 und gespeichert unter DRUM HERUM, SONSTIGES. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Sie können eine Antwort durch das Ausfüllen des Kommentarformulars hinterlassen oder von Ihrer Seite einen Trackback senden

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