Alles Smart, oder was?

David Matusiewicz und Jochen Werner haben ein Jedermann-Aufklärungsbuch geschrieben

Matthias Wiemers

Nach zahlreichen Publikationen, die beide allein oder mit anderen über die Zukunft des Gesundheitswesens herausgebracht haben, haben David Matusiewicz, Gesundheitsökonom an der FOM Hochschule Essen und Jochen A. Werner, Ärztlicher Direktor des Klinikums Essen, bereits im letzten Jahr einen „Ratgeber Gesundheit“ vorgelegt, der natürlich auch in Essen erschienen ist.

Unter dem Titel „Der Smarte Patient2 und dem Untertitel „Digitalisierung macht dich gesund“ haben sie die ideale ÖPNV-Lektüre herausgebracht. Denn jedes der 55 Einzelkapitel des schon handlichen Taschenbuchs ist gerade so lang, wie man für eine typische Bahnfahrt im Berufsverkehr braucht – nicht nur zwischen zwei Städten im Ruhrgebiet. Inhaltlich werden nicht nur auf humorvolle und didaktisch kluge Weise – mit jeweils einer „Takeaway Message“ und einem kleinen Literaturverzeichnis am Kapitelende – Chancen, aber auch Risiken der Digitalisierung unserer Lebenswelt dargestellt. Im Ergebnis mit gesundem Menschenverstand wird gezeigt und bewertet, welche digitalen Lösungen es für die verschiedensten Lebensbereiche mit Gesundheitsbezug schon gibt und was von ihnen jeweils zu halten ist. Der Leser wird so in die Lage versetzt, zu beurteilen, was wohl für ihn das Richtige wäre. Beginnend mit „Sexualität und Geburt digital“ bis hin zu „Unendliches Leben – unsterblich auf dem USB-Stick“ werden
Ausweislich des Vorworts wird der Bürger hier zum Co-Produzenten seiner Gesundheit aufgerufen – mit einer kleinen Spitze gegen das „sich selbst verwaltende und um sich selbst kreisende Gesundheitswesen“ (S. 7). Im Buch wird dann gelegentlich betont, dass die Digitalisierung den Ärztinnen und Ärzten wieder mehr Zeit für das Wesentliche geben, z. B., um Patientinnen und Patienten Diagnosen mit allen Konsequenzen zu erklären (S. 83).
Aktuell in Bezug nicht auf die Zukunft, sondern vor allem auf d9e jüngste Vergangenheit ist das Kapitel „Impfausweis digital – Deutschland sucht das gelbe Heftchen“ (S. 140 ff.), dessen Annahmen sicher viele hier auch unterschreiben können (Ich hatte dann auf einmal zwei Impfausweise, nachdem ich den alten dann doch noch wiedergefunden hatte – nach allerdings bereits zwei Corona-Impfungen).

Wen sich der Rezensent noch einen Tipp an Autoren und Verlag erlauben darf: Das war nun schon super handlich und unterwegs gut zu lesen. Die größten Verkaufsschlager bei Büchern – jedenfalls auch bezüglich der Gewinnspanne – sind aber wohl die kleinen Dinger, die höchstens Postkartenformat haben und weniger als zehn Euro kosten und die sich in der Vorkassenzone von Supermärkten befinden. Vielleicht sollte der Inhalt nochmals eingedampft werden, um so noch größere Kundengruppen zu erreichen. Die mit „Der smarte Patient“ vermittelten Inhalte und der aufklärerische Impetus der Autoren wären es wohl wert. Denn ihnen ist ein großer Wurf gelungen.

David Matusiewicz / Jochen Werner
Der smarte Patient
Klartext Verlag, 1. Auflage 2023
208 Seiten; 19,95 EUR
ISBN-10: 3837526135

Veröffentlicht von on Juni 3rd, 2024 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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