Lissabon inklusive

Das Europarecht-Lehrbuch von Haratsch/ Koenig/ Pechstein in 7. Auflage

Matthias Wiemers

lit-wiemers-haratsch-europarechtAnzuzeigen gilt es die Neuerscheinung eines bereits sehr gut eingeführten Lehrbuchs zum Europarecht (1. Aufl. 1996). Es ist, und dies ist das wesentlich Neue an der Neuauflage, eines der wenigen Lehrbücher, die bereits die Rechtslage nach dem Inkrafttreten des so genannten Vertrages von Lissabon integral in den Text eingearbeitet haben. Inhaltlich fällt auf, dass das so genannte Lissabon-Urteil des BVerfG keine gesonderte Würdigung erfährt, eingearbeitet ist es selbstverständlich.Der Umfang hat wiederum deutlich zugenommen (6. Auflage 2009 652 S.). Dass es bereits binnen Jahresfrist neu aufgelegt wurde, zeigt, dass sich das Werk zunehmender Beliebtheit erfreut. In der Reihe „Mohr Lehrbuch“ steht es in einer gewissen Tradition des „Staatsrecht“ von Ekkehart Stein und Götz Frank. Lädt Stein den Leser von je her zu einer Lesereise mit immer weiterführender Literatur ein, um wichtige Themen des Buchs zu vertiefen, haben Haratsch, Koenig und Pechtein das Instrument der „Merksätze“ am Ende des Textes der jeweiligen Abschnitte abschließende Kategorie eingeführt; den Merksätzen folgen oft Leitentscheidungen des EuGH. Das Buch, das zu den drei umfangreichsten Lehrbüchern zum Europarecht zählt, kann deshalb nicht nur als Nachschlagwerk, sondern auch als Lernbuch benutzt werden. Schließen die Abschnitte mit den Merksätzen, so beginnen sie mit einer noch überschaubaren Auswahl an Literatur. Zusätzlich enthält das Buch an seinem Ende noch ausgewählte Literaturempfehlungen, die sich ebenfalls in einem für Lehrbücher vertretbaren Rahmen halten. Schließlich enthält es Übereinstimungstabellen der beiden neu gefassten Verträge über die Europäische Union und ihre Arbeitsweise im Vergleich zu ihren beiden Vorgängern. Eine Besonderheit des Lehrbuchs bildet schließlich die damit verknüpfte und vom Lehrstuhl Pechstein an der Viadrina Universität Frankfurt/Oder betreute Homepage „DeLuxe. Europarecht aktuell“ (www.rewi.euv-frankfurt-o.de/deluxe), auf der in regelmäßigen Abständen aktuelle Entscheidungen des EuGH didaktisch aufbereitet werden. Schließlich verweisen die Autoren auf die von Pechstein besorgte Studienausgabe wichtiger Entscheidungen des EuGH in der ebenfalls Kommentierungen enthalten sind. Die Klagearten vor den Gerichten der EU nach dem AEUV werden anhand von Aufbauschemata erläutert. Das Buch ist sehr flüssig geschrieben und enthält nur die notwendigsten Nachweise, was die Lesbarkeit weiter erhöht. Und schließlich: Im Vergleich zur Preisentwicklung bei juristischen Lehrbüchern in den letzten Jahren ist es nicht zuletzt der sehr erschwingliche Preis, der das Buch zum alleinigen Vertreter des Europarechts im Bücherschrank vieler (junger) Juristen machen dürfte. Dies wäre jedenfalls eine kluge Wahl.

Andreas Haratsch/ Christian Koenig/ Matthias Pechstein
Europarecht
7. Aufl., Verlag Mohr Siebeck, Tübingen 2010
733 S., 34 Euro

Veröffentlicht von on Okt 18th, 2010 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Sie können eine Antwort durch das Ausfüllen des Kommentarformulars hinterlassen oder von Ihrer Seite einen Trackback senden

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