Über Personal Recruitment für Juristen
Constantin Körner
„Schnuppern Sie Karriereluft“ oder „Reden Sie nicht mit Heads of Human Recources. Reden Sie mit Heads“. So lauten Werbeslogans, mit denen vor allem die großen Lawfirms um neue Mitarbeiter buhlen. Bei der Bewerbersuche verlassen sich diese aber nicht nur auf klassische Werbeanzeigen. Stattdessen bedient man sich häufig auch der Dienste von Agenturen, die auf juristisches Personal Recruitment spezialisiert sind. Zu diesen zählt SchollmeyerSteidl Legal. „Unsere Tätigkeit besteht in der Vermittlung von Juristen für Juristen jeglicher Couleur, also vom Berufsanfänger bis hin zum Partner. Am meisten natürlich von Kandidaten mit Berufserfahrung, da diese am meisten an Diskretion interessiert sind“, so Daniel Schollmeyer. Nach dem zweiten Staatsexamen arbeitete er zunächst als Rechtsanwalt am Berliner Standort einer überörtlichen Kanzlei. Anschließend absolvierte er ein LL.M.-Studium in den USA und entschloss sich letztlich für eine Karriere als juristischer Personalberater: „Die Personalberatung war für mich nicht neu, da ich bereits als Student und Referendar für einen Headhunter gearbeitet hatte. Zwar wollte ich schon seriös und diskret arbeiten, aber eben nicht wissenschaftlich. Deshalb wollte ich eigentlich auch nicht Anwalt werden. Als die Examen dann gut liefen, habe ich mich trotzdem zunächst dafür entschieden. Bis ich auf eine Stellenanzeige für ein neues Geschäftsmodell stieß, die genau auf mich passte“. So wurde er „erster deutscher Angestellter von Hays Legal“ und wirkte so gemeinsam mit Ina Steidl, die von Linklaters zu Hays wechselte, am Aufbau der juristischen Personalberatung in Deutschland sowie der Schweiz „maßgeblich“ mit. Im Juli 2006 folgte die Gründung von Schollmeyer & Steidl Legal.
Diskretion gefragt
Aktuell hat Schollmeyer & Steidl „über 300 Positionen“ für Juristen im Portfolio. Dabei sind die Bewerber aber nicht die Auftraggeber, von denen er bezahlt wird: „Überwiegend haben wir Dauerkunden, zu denen insbesondere die Wirtschaftskanzleien und große Unternehmen gehören. Zwar gehören auch breit aufgestellte kleinere regionale Kanzleien und kleine Unternehmen zu unseren Kunden, aber diese suchen vielleicht nur alle zwei Jahre mal einen Juristen. Wurden wir beauftragt, suchen wir entweder ergänzend oder exklusiv nach geeigneten Bewerbern.Viele Kandidaten melden sich schon wegen unseres allgemeinen Marktauftritts, so dass wir ausschließlich in unserer Datenbank suchen und finden“. In beiden Fällen ist das Verfahren dann gleich: „Wir interviewen den Kandidaten zu seinem Hintergrund, Wünschen und Möglichkeiten. Diese Interviews finden häufig telefonisch statt und konzentrieren sich auf die wesentlichen Punkte im Lebenslauf des Kandidaten. Passt der Kandidat auf einen oder mehrere Jobs, so schlagen wir dem Kandidaten den Job und dann unseren Auftraggeber den Kandidaten vor und vermitteln ggf. ein Vorstellungsgespräch.“. Je länger dieser im Berufsleben steht, desto mehr Diskretion ist gefragt: „Dies gilt besonders bei Partnern. Schließlich wechseln diese regelmäßig mit einem ganzen Team von Mitarbeitern und ihrem Mandantenstamm“. Mit der Berufserfahrung ändern sich auch die Anforderungen an einen Kandidaten: „Beim Berufsanfänger geht es fast immer um die Examensnoten und ansprechende Stagen im Lebenslauf. Mit steigender Berufserfahrung liegt der Fokus zunehmend auf der praktischen Erfahrung, dem Portable Business bei Partnern und der Persönlichkeit“.
Arbeitsmarkt zieht wieder an
Wer als Berufsanfänger die obligatorischen zwei Prädikatsexamen als normale Qualifikation mitbringt, der kriegt einiges geboten. „Internationale Großkanzleien zahlen durchaus 100.000 Euro Jahresbrutto, teilweise plus Bonus. Mittelständisch orientierte Wirtschaftskanzleien zahlen dagegen eher um die 70.000 Euro, bieten dafür aber oftmals eine längerfristige Perspektive und eine bessere work-life-Balance“, weiß Schollmeyer zu berichten.„Zwar herrscht keine Euphorie. Aber nach Restrukturierungen zieht der Arbeitsmarkt wieder an, weil die Kanzleien wieder besser ausgelastet sind“, lautet seine aktuelle Einschätzung des juristischen Arbeitsmarkts. Wer die Laufbahn eines Wirtschaftsanwalts einschlagen möchte, dem rät er: „Man sollte sich im Studium und insbesondere im Referendariat spezialisieren. Fließendes Englisch ist ein Muss, weshalb Auslandsaufenthalte, z.B. ein LL.M.-Studium im Ausland, absolviert werden sollten. Ein LL.M. wird meist als Beleg für die Beherrschung der juristischen Fachsprache gesehen. Die Belegung der Kurse interessiert oftmals nur sekundär.“
Lebenswichtige Entscheidungen
Wofür braucht denn ein Berufsanfänger überhaupt noch seine Hilfe, wenn er über die Prädikatsexamen als die entscheidende Qualifikation verfügt? „Natürlich bewerben sich viele auf eigene Faust und legen uns manchmal ganze Listen vor, wenn sie schon alles abgeklappert haben. Aber auch wer schon selbst eine Vorstellung hat, kann durch uns objektiv beraten werden. Oft machen wir auch zielführende Ergänzungsvorschläge, da wir den Markt insgesamt kennen. Weiter können wir z. B. empfehlen, dass sich ein Bewerber aufgrund seines individuellen Profils eher an eine bestimmte englische statt an eine bestimmte amerikanische Lawfirm wenden sollte“, wirbt Schollmeyer. Daneben warnt er vor Übermut: „Oft wirken Bewerber in den Vorstellungsgesprächen arrogant, da die sich schlecht darauf vorbereiten. Denn manchen steigt es zu Kopf, dass sie gleich von zehn Lawfirms die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch erhalten haben. Ein solches Verhalten ist zwar durchaus menschlich, aber in dieser Situation völlig ungeschickt und kann viele Absagen interessanter Adressen zur Folge haben“. Den Reiz seines Jobs fasst er abschließend so zusammen: „Man erhält einen sehr guten Einblick in den Markt für Juristen und erhält durch den ständigen Austausch mit Arbeitgebern viele interessante vertrauliche Informationen, z.B. über Kanzleistrategien oder etwa geplante Standorteröffnungen. Außerdem hat man ständig mit Menschen zu tun, baut Menschen auf und lernt diese persönlich kennen. Schließlich sind Karriereentscheidungen lebenswichtige Entscheidungen. Für Personalberatung gilt eben: It´s a people´s business“.