Ressourcen, ursprünglich

Das Lyrik-Debüt der Juristin Martina Weber

Marc Nüßen

weber_rohstoff01.inddWenn ein Buch „Rohstoff“ im Namen trägt, denkt man unweigerlich an Jörg Fausers schonungslose Heroin-Erzählung. Dass Rohstoff aber nicht zwangsläufig voll auf die Zwölf bedeuten muss, sehen wir in Martina Webers erstem Lyrikband. Hier geht es weit vorsichtiger zu, mit erheblich größerer Distanz. Doch soll kein Missverständnis entstehen: roh bleibt roh. Mag es vordergründig nicht um Leben und Tod gehen, so wird durch den genauen Blick auf  scheinbar nicht Existenzielles die wahre Bedeutung hinter den Dingen entblößt. Die vermeintliche Kleinigkeit rückt ganz nah und wird schreiend präsent.

Martina Weber, 1966 in Mannheim geboren, ist Juristin. Das erklärt einiges. Mit großer Präzision und gestochen scharfer Sprache erfasst sie die Zusammenhänge  des Zusammenhanglosen und arbeitet die Empfindungen zwischen dem Ereignis und seiner Beobachtung heraus. Das Ergebnis ist gewiss keine „Feel good-Literatur“.

Nach Gemeinsamkeiten der Gedichte zu suchen, ist so schwierig wie unnötig. Legt man es darauf an, entdeckt man einen roten Faden, der aber eher blau oder silbrig schimmert. Die Gedichte werden von einer sanften Kühle oder
besser: einer kühlen Sanftheit getragen.  Sie beschreiben das Gesehene nach einem Blick mit dem Mikroskop auf die Räume, die Orte an denen die Dinge passieren. Oder gerade nicht passieren. Und plötzlich werden unbeabsichtigte Gesten, Bewegungen, Blicke zu Akten der Gewalt oder der Liebe.

Der Name des Buchs -ebenfalls der Titel eines Gedichts aus dem zweiten von fünf Kapiteln- trifft den Kern. In einem halb nüchternen, halb sehnsüchtigen Rückblick auf eine Zeit, als die Ressourcen noch unbearbeitet, unverbraucht und ursprünglich waren, können wir unsere Position im Koordinatensystem ausmachen.

Erinnerungen an einen Rohstoff ist ein Fotoalbum, die Gedichte sind Bilder. Momentaufnahmen. Flüchtig. Einmal steht es sogar drin. „da ist das Licht / doch ich kann es nicht halten.“

Martina Weber: erinnerungen an einen rohstoff. Gedichte. Poetenladen
Verlag Leipzig, 87 Seiten
Preis 16,80 €

http://poetenladen-der-verlag.de/autoren-martina-weber.php

Veröffentlicht von on März 4th, 2013 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Sie können eine Antwort durch das Ausfüllen des Kommentarformulars hinterlassen oder von Ihrer Seite einen Trackback senden

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