Der Justizthriller „Verteidigung“ und der Kinder-Krimi „Theo Boone und das verschwundene Mädchen“
Oliver Niekiel
Die Zeit des Wartens hat ein Ende. Mit „Verteidigung“ liegt endlich wieder ein deutschsprachiges Buch von John Grisham vor, indem es um die (amerikanische) Anwaltschaft geht. Harvard-Absolvent David Zinc ist als erfolgreicher Rechtsanwalt bei einer Großkanzlei in Chicago tätig. Der Job jedoch erweist sich als Hölle, sodass David den Laden nach fünf Jahren verlässt. Eher zufällig und nicht mehr ganz nüchtern landet er bei Finley & Figg, einer etwas skurrilen Zweimannkanzlei, und bietet seine Dienste dort prompt an. Da passt es gut, dass einer der Partner gerade einen vermeintlich dicken Fisch an Land gezogen zu haben scheint. Obwohl sich Finley & Figg in erster Linie auf Verkehrsunfälle und Scheidungen spezialisiert hat, scheut sich insbesondere deren Partner Wally Figg nicht vor einer Millionenklage gegen ein großes Pharmaunternehmen. Die Jagd auf potenzielle Mandanten beginnt, Einblicke in die Welt erfolgreicher Prozessanwälte werden gewonnen und den Mandanten wird das große Geld versprochen. Auf der anderen Seite des Gerichtssaals: ein Team aus gut ausgebildeten Anwälten jener Kanzlei, für die Finley & Figg-Neuling David Zinc einst selbst tätig war. Doch während Figg mit seinem Engagement fast das Ende der Kanzlei besiegelt, ist Zinc im Hintergrund an einer ganz anderen (großen) Sache dran. Das Schicksal nimmt seinen Lauf … Wenngleich man für die Anwälte in den USA nur hoffen kann, dass die selbsternannte „Boutique“ Finley & Figg nicht allzu realistisch dargestellt ist, so ist Grisham mal wieder ein großer Wurf gelungen. Die knapp 460 Seiten lesen sich flüssig und spannend, wobei die nötige Prise Humor nicht fehlt. Auch das gelegentlich bei Grisham auftretende Problem, dass man vor lauter Protagonisten und deren Namen fast den Überblick verliert, gibt es bei „Verteidigung“ nicht. Manchen mögen die Ausführungen in Teilen zu juristisch sein, den Justament-Leser wird mitunter gerade dies begeistern. Das Werk ist insgesamt absolut lesenswert und kann jedem empfohlen werden, der die bisherigen Bücher Grishams mit Freude gelesen hat oder ganz allgemein an guten Geschichten mit juristischem Bezug interessiert ist. Fazit: Absolute Kaufempfehlung.
Eher für die kommende Generation der Justament-Leser ist der zweite Fall von Theo Boone (Theo Boone und das verschwundene Mädchen) geschrieben. Dessen beste Freundin April wird entführt und der noch junge Theo (13 Jahre alt) hat bereits seinen zweiten Fall zu lösen. Theo findet seine eigene Vernehmung durch die Polizei zwar durchaus spannend, aus Sorge um seine vermisste Freundin organisiert er jedoch auf eigene Faust deren Suche. Plötzlich taucht ein zwielichtiger Verwandter Aprils auf und nicht nur der Leser fragt sich, ob und was dieser mit deren Verschwinden zu tun hat. Dies wiederum soll auch an dieser Stelle nicht verraten werden. Zusammenfassend jedenfalls gilt: Was Spannung und Anspruch angeht, kann das Buch nicht mit den „Erwachsenen-Werken“ von John Grisham mithalten. Dennoch gibt es deutlich schlechtere Bücher und für den echten Grisham-Fan gehört auch die Theo Boone-Reihe eigentlich zur Pflichtlektüre. Wem das Buch nicht gefällt: Einfach an ein Kind aus dem Verwandten- oder Bekanntenkreis verschenken.
John Grisham: Verteidigung
Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
ISBN-10: 3453267915
John Grisham: Theo Boone und das verschwundene Mädchen
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
ISBN-10: 3453267303