„Der Fall Mollath“ von Gerhard Strate
Florian Wörtz
Selten hat ein Fall ein solches Medienecho ausgelöst wie der des Gustl Mollath. Rückblende: Am 06.08.2013 entscheidet das OLG Nürnberg überraschend, dass der Prozess gegen Gustl Mollath neu aufgerollt werden muss und ein in der Praxis eher selten vorkommendes Wiederaufnahmeverfahren vor dem Landgericht in Regensburg stattfindet. Voran gegangen waren zahlreiche Medienberichte und private Initiativen zu Gunsten von Gustl Mollath, welches teils erhebliche Zweifel an der Einweisung Mollaths in den psychiatrischen Maßregelvollzug in zweifelhaftes Licht rückten.
In diesem Wiederaufnahmeverfahren vertrat der bekannte Hamburger Strafverteidiger Gerhard Strate Herrn Mollath. Strate gilt als anerkannter Experte in Wiederaufnahmeverfahren. Das Pressecho in diesem Verfahren war erwartungsgemäß groß, ging es doch um Frage der Macht und Ohnmacht gegenüber vom Gericht bestellten psychiatrischen Sachverständigen und die Frage wie diese zu ihren Diagnosen kommen. Das Verfahren selbst barg einige Aufsehen erregende Wendungen beispielsweise mit der versuchten Mandatsniederlegung durch Strate, das vom schwierigen Umgang mit seinem Mandanten zeigte.
Strate legt nun mit „Der Fall Mollath“ eine präzise Schilderung des Verfahrens dar, gekürzt natürlich um diese Umstände, welche er aufgrund seiner anwaltlichen Verschwiegenheitspflicht nicht mitteilen darf. Es ist eine scharfe Auseinandersetzung mit der forensischen Psychiatrie und prangert Missstände in der Justiz an. Wenn sich ein Fall als „Justizirrtum“ herausstellt, so tun solche kritische Reflexion gut, um das bestehende System auf Fehler zu hinterfragen. Strate tut dies wortgewaltig und wortgewandt, aber nicht unsachlich. Sein Buch empfiehlt sich daher zur Lektüre für jedermann, der sich mit diesem Themenkomplex in der Justiz auseinandersetzen möchte.
Strate, Gerhard
Der Fall Mollath – Vom Versagen der Justiz und Psychiatrie,
Verlag orell füssli 2014, Gebundene Ausgabe, 19,95 €
ISBN: 978-3-280-05559-5