Jurist wider Willen

Deutsche Juristenbiographien, Teil 8: Heinrich Heine (1797–1856)

Matthias Wiemers

Heinrich_Heine_473Die Universität Düsseldorf trägt seit Ende 1988 den Namen des wohl berühmtesten Sohnes der Stadt – Heinrich Heines. Er zählt zu den bis heute zahlreichen Schriftstellern, die eine juristische Ausbildung genossen haben. Für seine Zeit eher ungewöhnlich, hat er jedoch in diesem heute oft noch so bezeichneten „Brotberuf“ nie gearbeitet. Auch sonst kann das Leben Heines nur als außergewöhnlich bezeichnet werden.
Harry Heine wird am 13. Dezember 1797 als ältester Sohn eines Ehepaars jüdischen Glaubens in Düsseldorf geboren. Es folgen eine Schwester und zwei jüngere Brüder. Der Vater, Samson Heine, ist als Kaufmann weitgehend erfolglos und verstirbt verarmt und relativ früh (1828). Salomon, der Bruder des Vaters, ein überaus erfolgreicher Bankier in Hamburg und in seinen letzten Lebensjahren einer der reichsten Männer in Deutschland, kümmert sich um das berufliche Fortkommen seines Neffen. Nach Besuch einer jüdischen Schule in Düsseldorf wird Heine 1810 in das Jesuiten-Lyceum der überwiegend katholisch geprägten Stadt aufgenommen, das er 1814 ohne Abitur verlässt. Im Jahr darauf versucht sich Heine in einer kaufmännischen Lehre im Bankhaus Rindskopf in Frankfurt am Main, und im Jahr darauf scheitert auch eine Lehre im Bankhaus des Onkels Salomon in Hamburg. 1817 erscheinen erste Gedichte, und 1818 eröffnet Salomon Heine für seinen Neffen das Manufakturwarengeschäft „Harry Heine & Comp.“ in der Hansestadt, das freilich nach nur zehn Monaten wegen drohenden Bankrotts wieder schließen muss.

Ohne Abitur geht Heine noch 1819 nach Bonn und beginnt ein Jurastudium, das ihn im September 1820 nach Göttingen, an die Hannoversche Landesuniversität führt. Schon 1821 wird Heine wegen eines Duells der Göttinger Universität verwiesen und geht nach Berlin, wo er an der Universität u. a. Vorlesungen Hegels hört und sich mit Rahel und August Varnhagen anfreundet, wie auch mit Autoren der Romantischen Schule. Das erste Buch „Gedichte“ erscheint im Verlag Maurer in Berlin.

1822 wird Heine Mitglied im „Verein für Kultur und Wissenschaft der Juden“, im Jahr darauf wird ein erstes Theaterstück uraufgeführt. Ab 1824 setzt Heine sein Jurastudium in Göttingen fort, wo er 1825 mit einer Promotion Doktor beider Rechte wird. Eine Dissertationsschrift hat er – soweit ersichtlich – nicht eingereicht, sondern hat im Rahmen einer Disputation in lateinischer Sprache insgesamt fünf Promotionsthesen zu verteidigen. Drei Wochen vor der Promotion hat sich Heine evangelisch taufen lassen, unter dem Namen Christian Johann Heinrich Heine. Die Konversion ist vor dem Hintergrund der nach der Niederlage Napoleons um sich greifenden Restauration in Deutschland erfolgt, worin es Juden wieder unmöglich gemacht wurde, öffentliche Ämter, auf die ein Jurastudium vorbereitet, anzustreben. Zu Beginn des Studiums ist diese Erwartung auch durchaus berechtigt, aber die Restauration wirkt sich inzwischen so stark aus, dass es Heine auch nicht gelingt, eine Professorenstelle in Bonn oder Berlin zu erlangen. An einem eigentlich juristischen Beruf hat er kein Interesse.

Heine lernt bereits Anfang 1826 seinen künftigen Verleger Julius Campe aus Hamburg kennen, der kurz darauf sein erstes Heinebuch veröffentlicht, dem in kurzer Folge zahlreiche weitere folgen. Neben Lyrik enthält das Heine´sche Werk auch Reisenotizen, Romane und Tragödien. Immer wieder übt er darin Kritik an den politischen Verhältnissen in Deutschland und tritt für die Errungenschaften der französischen Revolution ein. Zeit seines Lebens bleibt er ein Bewunderer Napoleon Bonapartes.

Nachdem er mit zahlreichen Schriften ein Opfer von Verboten und Zensur ist, wandert Heine 1831 nach Paris aus, wo er bis zu seinem Lebensende – unterbrochen nur durch wenige kurze Besuche in Deutschland– bleibt und eine deutlich jüngere Französin heiratet. Ein mehr oder weniger regelmäßiges Einkommen erlangt Heine während der ganzen Zeit als Korrespondent der Augsburger Allgemeinen Zeitung, für die er über die wechselvollen Verhältnisse in Frankreich berichtet.

Ein erstes Buch, das seine Beobachtungen zusammenfasst, ist 1832 „Französische Zustände“. Aber Heine schreibt umgekehrt auch über Deutschland für sein französisches Publikum. Die in Deutschland bei Hoffmann und Campe erscheinenden Schriften werden oft verboten, was für den Verleger jeweils eine willkommene „Publicity“ bedeutet. Campe gelingt es auch oft, die Zensur in Deutschland zu umgehen. Im Jahr der Pariser Februar-Revolution, 1848, fällt Heine, der seit vielen Jahren unter diversen Krankheiten, vor allem einer zunehmenden Lähmung einzelner Glieder leidet, in einen Zustand, der ihm das Verlassen seiner – im Übrigen immer wieder gewechselten – Wohnung in Paris unmöglich macht. Am 17. Februar 1856 schließlich führt die Krankheit – vermutlich ein gutartiger Hirntumor – zum Tod des Schriftstellers, der lange Zeit für den bedeutendsten Vertreter seines Berufsstandes seit Goethe gehalten wird. Er liegt auf dem Friedhof Montmartre in Paris begraben. Eher unreligiös, verleugnet Heine jedoch seine Herkunft nicht. 1838, als Reaktion auf Gerüchte über seine Rückkehr zum Judentum, schreibt Heine: „Ich mache kein Hehl aus meinem Judentume, zu dem ich nicht zurückgekehrt bin, weil ich es niemals verlassen hatte.“

Die der Allgemeinheit bis heute bekanntesten Werke Heines sind wohl „Die Lore-Ley“ (1824) und „Deutschland. Ein Wintermärchen“ (1844).

Die schon erwähnte Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf beinhaltet ausgerechnet eine der jüngsten Jurafakultäten in Deutschland, und die Stadt selbst hat wenig bekannte Persönlichkeiten hervorgebracht, schon gar nicht weltberühmte wie Heinrich Heine. Auch zahlreiche Versuche, ihm Denkmäler zu setzen, endeten letztlich unrühmlich für die beteiligten Akteure. So erinnern heute vor allem die Universität und eine bedeutende Allee in seiner Heimatstadt an ihren berühmten Sohn.

Quellen:

Yigal Lossin, Heinrich Heine. Wer war er wirklich? (2006), Ursula Stein, Heinrich Heine – ein deutscher Europäer im französischen Exil (2010)

Veröffentlicht von on Aug 22nd, 2016 und gespeichert unter DRUM HERUM, RECHT HISTORISCH. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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