Wunderbar feurig

scheiben-pinar-wundergeige„Teufelsgeigerin“ Martina Eisenreich begeistert live und auf CD

 
Pinar Karacinar

Es ist geradezu übernatürlich, wie die Geigerin Martina Eisenreich bei ihrem Auftritt im „Pumpwerk“ in Hockenheim mit dem Holzbogen über die Saiten ihrer Violine streicht. Dabei hält sie die Augen stets geschlossen und legt mitunter ein wahnwitziges Tempo vor. 
Die Ankündigung, dass es sich bei dieser Musikerin um eine „Teufelsgeigerin“ handle, hatte beim Publikum besonders hohe Erwartungen geweckt. Diese konnte die 1981 in Erding geborene frühere Orchesterinstrumentalistin an diesem Abend mehr als erfüllen. Doch nicht nur das virtuos schnelle Spiel auf der Violine, sondern auch ihr flammend rotes Haar hat Martina Eisenreich den Ruf einer „Teufelsgeigerin“ eingebracht. Zudem bildete der sanftmütige Gesichtsausdruck Eisenreichs einen wirkungsvollen Kontrast zum teuflisch schnellen Streichen der Violine. Barfüßig und mit geschlossenen Augen stand sie im „Pumpwerk“ auf der Bühne und strich abwechselnd mal temperamentvoll, mal zärtlich über ihre Geige. Währenddessen trug sie stets ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen. Im kleinen intimen Kreis verzauberte die Münchenerin gemeinsam mit ihrem Ensemble – Wolfgang Lohmeier (Schlagzeug, Perkussion), Knud Mensing (Gitarre) und Tom Peschel (Kontrabass) – das Publikum. Dass der Saal nicht voll besetzt war, tat der Stimmung keinen Abbruch. Eisenreich verriet, dass die Säle in denen sie auftrete, schon mal halb leer seien, doch wohin immer sie zum zweiten Mal käme, wären sie gut gefüllt.
Im Verlauf der musikalischen Traumreise in die Welt des Gipsy Swing, des Klezmer und der Filmmusik wurde klar, dass man sich der Magie Eisenreichs und den Klängen ihrer Violine kaum entziehen konnte. Mal berührte die Geigerin die Zuhörer mit einer tausend Jahre alten mongolischen Melodie tief in der Seele, mal ließ sie durch kraftvolle und mitreißende Irish- und Tango-Melodien die Funken sprühen.

Gekrönt wurde das virtuose Spiel auf der Violine von den rhythmischen Klängen des Ausnahmeschlagzeugers Wolfgang Lohmeier, der das Publikum durch den gekonnten Einsatz seiner vielfältigen Schlag- und Perkussions-Instrumente immer wieder überraschte. Wenn ihm die Instrumente nicht mehr ausreichten, dann griff er auch schon mal zu ungewöhnlicheren Mitteln und benutzte seinen eigenen Bauch als Klangkörper beim Trommeln. Doch auch Knud Mensing an der Gitarre und Tom Peschel am Kontrabass rissen die Zuhörer mit. Ihr Ensemble, so räumte die Hauptprotagonistin ein, sei ihre Traumbesetzung an Musikern. Kennen gelernt haben sich die Bandmitglieder im Filmmusikstudio, wo sie alle gemeinsam schon bei der Einspielung verschiedener Filmmusiken tätig waren. Neben den Auftritten mit Martina Eisenreich stehen sie aber auch regelmäßig in diversen anderen Formationen auf der Bühne. Es bleibt zu hoffen, dass dem Publikum das Ensemble in dieser Besetzung noch lange erhalten bleibt, denn diese temperamentvolle Musik macht definitiv Lust auf mehr. Naturgemäß nicht ganz eingefangen ist dieses Konzerterlebnis auf der aktuellen Studio-CD „Wundergeige“, die aber dennoch einen ansehnlichen Einblick ins Musikuniversum der Künstlerin bietet. Bei leichten Abstrichen wegen der fehlenden Live-Atmosphäre auf dem Tonträger lautet das Urteil: gut (13 Punkte).

Martina Eisenreich
Wundergeige
Glm (Soulfood Music) 2009
ca. 15,95 €
ASIN: B002NUZ3CA

Veröffentlicht von on Dez 14th, 2009 und gespeichert unter SCHEIBEN VOR GERICHT. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Sie können eine Antwort durch das Ausfüllen des Kommentarformulars hinterlassen oder von Ihrer Seite einen Trackback senden

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