Mehr als dasselbe in Hellgrün

Recht kulinarisch: Gerichtskantinentest nach Neueröffnung im Landgericht am Tegeler Weg in Berlin-Charlottenburg

Thomas Claer

Man hatte ja schon fast nicht mehr daran geglaubt, dass die Landgerichts-Kantine am Tegeler Weg eines Tages wieder öffnen würde. Mehrere Jahre lang wollte sich, warum auch immer, offenbar partout kein Betreiber finden. Immerhin waren die großzügigen Räume im obersten Stockwerk des Gerichtsgebäudes mit dem prächtigen Blick auf den Schlosspark Charlottenburg zu jener Zeit unverschlossen geblieben, und wer wollte, konnte sich aus einem dort aufgestellten Getränke-Automaten versorgen und einsam den schönen Ausblick genießen. Doch dann war irgendwann auch noch der Automat defekt. Es war zum Verzweifeln… Vor ein paar Monaten jedoch geschah dann das kaum noch für möglich Gehaltene: Eine Kette namens Gastfroh hat den Betrieb übernommen. Und seitdem gibt es dort endlich wieder die von Gerichtsmitarbeitern und Anwohnern so langersehnte Kantinenverköstigung.

Die erste signifikante Veränderung im Vergleich zu früher betrifft die Optik der Räume: Diese erstrahlen nun in einem leuchtenden Hellgrün. Doch auch der tägliche Speiseplan ist nunmehr – was man vom Angebot des früheren Betreibers nicht unbedingt sagen konnte – voll und ganz in der Gegenwart angekommen. Täglich vier Mittagsgerichte, die sich gottlob längst nicht nur auf deutsche Hausmannskost oder gar den unvermeidlichen Kantinen-Klassiker Currywurst mit Pommes Frites beschränken, erwarten die hungrigen Besucher. Gekocht wird vielfältig, nicht selten sogar international. Ein vegetarisches Gericht ist immer dabei, mitunter sogar „Wellness-Food“. Und was ganz wichtig ist: Das Preisniveau ist durchaus moderat, vor allem gemessen daran, was einem hier geboten wird. Schon ab 3,50 Euro kommt man beim vegetarischen Essen zum Zuge, der Spitzenpreis für die „Empfehlung des Tages“ liegt bei immer noch überschaubaren 5,80 Euro. Ein Wermutstropfen ist allerdings der Zuschlag von 50 Cent, der von externen Kantinenbesucher erhoben wird. Doch ist diese kleine Abschreckungs-Maßnahme verständlich, denn sonst ließe sich der Ansturm aus den umliegenden Straßen womöglich nicht mehr bewältigen.

Das Entscheidende ist nämlich: In dieser Kantine schmeckt es in der Regel ganz ausgezeichnet. Und das ist nicht nur meine unmaßgebliche Sicht der Dinge, denn beim Essen bin ich zugegebenermaßen leicht zufriedenzustellen, Hauptsache die Portionen sind groß genug (was aber hier glücklicherweise auch der Fall ist, zumindest meistens). Weitaus schwerer wiegt jedoch der Umstand, dass meine Frau in aller Regel keine Einwände gegen dieses Kantinenessen vorzubringen hat, was schon als äußerst bemerkenswert gelten kann, da man es ihr ansonsten beim Kochen kaum jemals rechtzumachen vermag… Noch ein Wort zum Kaffee: Der kostet nur 60 Cent und ist gar nicht schlecht. Meine Frau lobt vor allem die schöne Form der Tassen (siehe Foto).

Fazit: Die neue Gerichtskantine am Tegeler Weg  ist für Mitarbeiter und Anwohner ein Segen. Das Gesamturteil lautet: voll befriedigend (12 Punkte).

Informationen: https://www.gastfroh.de/resources/speisekarten/landgericht_berlin.pdf

 

Veröffentlicht von on Dez 6th, 2021 und gespeichert unter DRUM HERUM, SONSTIGES. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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