Impressionen von der Anti-Kriegs-Demo

Justament-Reporter Thomas Claer berichtet aus Berlin

Es ändert vielleicht nicht viel, ist aber immerhin ein starkes Signal, wenn in diesen Tagen Menschen weltweit zu Tausenden auf die Straße gehen, um ihre Solidarität mit der überfallenen Ukraine auszudrücken und der Lügenpropaganda der russischen Führung etwas entgegenzusetzen. So auch an diesem sonnigen Vorfrühlingstag in Berlin, wo wir uns mit selbstgebasteltem Transparent in die Reihen der Demonstranten am Alexanderplatz begeben. Erfreulich ist ferner, welch ein breites Bündnis diese Kundgebung unterstützt. Selbst die Partei „Die Linke“ ist mit wehenden roten Fahnen dabei. Womöglich plagt ja die zahlreichen Putin-Versteher in ihren Reihen nun doch ein schlechtes Gewissen… Auch sieht man viele der obligatorischen weißen Friedenstauben auf blauem Grund. Nur haben offenbar manche Vertreter der Friedensbewegung ganz buchstäblich den Schuss noch nicht gehört, oder wie soll man ein Banner mit der Aufachrift „Abrüstung jetzt! Europa ohne Atomwaffen!“ sonst verstehen?! Fehlte nur noch, dass sie auch weiterhin, wie sie es jahrzehntelang getan haben, die Auflösung der NATO empfehlen. Noch deutlicher könnte man die Einladung an den Despoten im Kreml, sich noch weitere Länder aus dem früheren Sowjetimperium zurückzuholen, gar nicht formulieren.

Überhaupt bekommt man den Eindruck, dass die bitteren neuen Realitäten die gewohnten politischen Positionen mächtig durcheinandergewirbelt haben. Das jüngst von Alt-Bundespräsident Joachim Gauck geforderte „Frieren für die Freiheit“ wird heute von mehreren Plakatträgern unterstützt: „Kein russisches Öl und Gas!“, „Rather a cold ass than Putin’s gas!“ So sieht es nach jüngstem Politbarometer auch eine Mehrheit von 55 Prozent der Wahlberechtigten hierzulande. Hingegen will Klima-Minister Robert Habeck im Einklang mit Bundeskanzler Scholz zunächst weiter an den russischen Importen festhalten, was vielleicht schon deshalb der vernünftigere Ansatz ist, weil man im (leider zu befürchtenden) Falle weiterer russischer Eskalationen dann noch genügend Pfeile im Köcher hat, um weiter schrittweise darauf reagieren zu können. Das „Frieren für die Freiheit“ könnte uns eh noch früh genug blühen, wenn Russland uns aus eigenem Antrieb nicht mehr beliefern sollte…

Aus den Lautsprechern erschallt Rockmusik – und dann ein ukrainisches Freiheitslied. Jung und alt haben sich versammelt, man hört verschiedenste Sprachen, aber besonders häufig Russisch. Oder ist es Ukrainisch? Nur Eingeweihte können dies unterscheiden, was die Berichte über angebliche Diskriminierungen von Russischsprechenden wenig glaubhaft macht. Auch wenn man natürlich nichts ausschließen sollte, liegt es doch nahe, dass russische Trolle das ausgeheckt haben. Zumindest würde es bestens ins Bild passen… Der Demonstrationszug bewegt sich immer weiter in Richtung Westen. Wir schenken uns die Abschlusskundgebung an der Siegessäule, denn mittlerweile knurrt uns gewaltig der Magen…

 

 

Veröffentlicht von on Mrz 14th, 2022 und gespeichert unter DRUM HERUM, SONSTIGES. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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