Vielsagender Nachtrag

Achim Reichel mit seinen “Machines” live in der Elbphilharmonie

Thomas Claer

Dieses Album hatte Achim Reichel unbedingt noch herausbringen wollen – als krönenden Abschluss seines musikalischen Lebenswerks gewissermaßen, als I-Tüpfelchen auf der schier unglaublichen Wiederbelebung seines abgefahrenen Siebzigerjahre-Krautrock-Experiments “A.R. & Machines” in der Hamburger Elbphilharmonie am 15. September 2017. Begleitend zu diesem legendären Konzert ist damals eine opulente Box mit allen Werken aus jener Zeit erschienen, von der “Grünen Reise” (1971) bis zu “Erholung” (1975), und dazu noch mit reichlich unveröffentlichtem Material (Justament berichtete). Doch nun, mehr als ein halbes Jahrzehnt später, kommt auch noch der Konzertmitschnitt hinterher – und dies mit voller Berechtigung, denn im Klangtempel an der Waterkant hat diese einzigartige Musik noch einmal einen ganz eigenen Drive bekommen. Ferner finden sich auf dieser CD auch Stücke, die es nur hier und nirgendwo sonst gibt, wie das Titelstück “Another Green Journey”. Wie es im Booklet heißt, war dieses Projekt für Achim Reichel der gelebte Traum, “das kompromisslos eigene Ding in die Welt zu pflanzen”, sich von den übermächtigen angloamerikanischen Leitbildern zu emanzipieren. Nur hat es dann eben fast noch ein halbes Jahrhundert gedauert, bis diese obskuren Klänge schließlich doch noch ein breiteres Publikum erreicht haben. Es fragt sich nur, warum diese Live-CD unbedingt als Doppelalbum zusammen mit der „Grünen Reise“ von 1971 erscheinen muss, über die doch wohl jeder Interesent dieser Musik ohnehin bereits verfügen dürfte.

Die Frage ist nun allerdings, ob das für Achim Reichel schon der Schlusspunkt war, oder ob da vielleicht noch etwas kommen könnte. Gerade ist der mittlerweile 79-Jährige noch einmal auf Deutschland-Tournee gegangen. Was von ihm aber definitiv noch fehlt, ist eine Raritäten-CD. So gibt es etwa seine grandiose Macky-Messer-Version mit Shanty-Chor im Stile seines Shanty-Alb’ms (1976) bislang nur auf Vinyl, nämlich auf seiner 1981 auf dem Ahorn-Label herausgebrachten Werkschau “Rock in Deutschland Vol 7”, die auch noch eine Reihe weiterer Tracks enthält, die auf keinem seiner regulären Alben erschienen sind, wie die Studio-Version von “Sie hieß Mary Ann”. Auch sein Elvis-Presley-Cover “Im Ghetto” (1984) wurde noch nie auf CD gepresst. Es gäbe also zweifellos eine Menge Schätze zu entdecken…

A.R. & Machines
71/17 Another Green Journey: Live at Elbphilharmonie (2CDs)
‎Bmg Rights Management (Warner) 2022
ASIN: B0BCCY3H19

Veröffentlicht von on Apr. 10th, 2023 und gespeichert unter SCHEIBEN VOR GERICHT. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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