Frank Ocean und sein Debütalbum „channel ORANGE“
Martina Weber
Eigentlich höre ich weder HipHop noch R&B. Doch als der Musikjournalist meines Vertrauens, Michael Engelbrecht, am 30. Juli 2012 in seiner nächtlichen Deutschlandfunk-Sendung „Klanghorizonte“ einen Track aus dem gerade erschienenen Album „Channel Orange“ von Frank Ocean anspielte, war ich bereits nach wenigen Sekunden entschlossen, die CD zu kaufen. Frank Ocean, 1987 in Kalifornien geboren, war in der Musikkritik im Jahr 2011 mit seinem Song „Novacane“ aus dem Mixtape „Nostalgia, Ultra“ aufgefallen. Channel Orange ist sein Debütalbum.
Der Zauber dieser Arbeit liegt in der Lässigkeit und Wärme, die Frank Oceans Stimme transportiert, letztlich aber ist es das gesamte Arrangement, geprägt vom Rhythmus, mal weicher, mal kühler Elektronik, abrupten Brüchen und nicht zuletzt einzelnen Passagen oder kurzen Tracks, die wirken wie ein von einem Kind aufgenommenes Mixtape mit zufälligen Radioaufnahmen. Und immer wieder Stille, im letzten Stück („End/Golden Girl“) gefühlte Minuten lang.
Auch das Textmaterial ist richtig gut, einmal Mitlesen im Beiheft lohnt. Ein Thema sind Variationen der Liebe: Angefangen mit der Unsicherheit in „Bad Religion“, in dessen zentralen Zeilen ein Seelentrost für hoffnungslos Verliebte liegt: „It´s a bad religion to be in love with someone who could never love you“. Frank Ocean hatte, kurz bevor sein Album herauskam, öffentlich bekannt, im Alter von 19 Jahren in einen Mann verliebt gewesen zu sein: Ein Schritt, der in der Machowelt der HipHop-Szene mutig war, der aber auch die Verkaufszahlen seines Albums in Schwung brachte. Ebenso unsicher ist der Erzähler des zauberhaften Songs „Thinkin Bout You“ („Do you think about me still“, um dann zu bekennen „Cuz I´ve been thinkin bout forever“). Schließlich beschreibt Frank Ocean in „Pilot Jones“ das Ende einer Liebe zweier Drogensüchtiger („We once had things in common / now the only thing we share is the refriderator“). In diversen Songs kritisiert Frank Ocean das versnobte Leben der Reichen, so spricht er in „Sweet Life“ vom „domesticated paradise“ und ironisch: „so why see the world / when you got the beach“. Oder in „Super Rich Kids“ „with nothing but fake friends“, von denen sich der Erzähler abgrenzt „seeking for a real love“. Ein Höhepunkt des Albums ist der fast 10 Minuten lange Track „Pyramids“, dessen Erzähler der arbeitslose Freund einer im Nachtclub „Pyramide“ arbeitenden Prostituierten ist.
Fazit: warmherzig, cool, und nicht Mainstream. Das Urteil lautet: 15 Punkte (gut).
Frank Ocean
channel ORANGE
Audio CD (17. Juli 2012)
Label: Island
Bestellnummer: 28711567
Preis: 8,99 Euro