Theresia Enzensberger, Tochter des berühmten Schriftstellers, hat darüber mit „Blaupause“ einen tiefgründigen Roman veröffentlicht
Benedikt Vallendar
Weimar – Um es vorweg zu sagen: Wer sich für das auf Tatsachen beruhende Nebengeschehen am berühmten Weimarer Bauhaus interessiert, wird mit diesem Roman seine wahre Freude haben. Erzählt wird er aus der Ich-Perspektive Luise Schillings, einer Studentin, die Anfang der zwanziger Jahre und gegen den Willen ihrer wohlhabenden Eltern an das Weimarer Bauhaus kommt. Rasch taucht Luise ein in das bunte Treiben an der berühmten Weimarer Gestaltungsschule; sie lernt Walter Gropius kennen und landet schließlich in der Weberei, obgleich sie lieber Architektin werden möchte. Luise wird zudem Mitglied im esoterischen Zirkel des Farbtheoretikers Johannes Itten („Itten-Kreis“), muss sich zeitweilig als Kneipenbedienung durchschlagen und verliebt sich in einen Studienkollegen, der auf Männer wie Frauen gleichermaßen anziehend wirkt.
Gleichwohl dem Roman jegliche Spannung fehlt, ist er das Abbild, die „Blaupause“ einer später berühmt gewordenen Dekade in der Kunst- und Architekturgeschichte, deren Stationen Weimar, Dessau und am Ende Berlin waren, bevor die Nationalsozialisten das Bauhaus verboten und zahlreiche seiner Dozenten und Studenten in die Emigration zwangen.
Theresia Enzensberger, studierte Filmwissenschaftlerin mit Wohnsitz in Berlin, gelingt in ihrem Erstlingswerk das tiefgründige Porträt einer selbstreflektierenden, jungen Frau, die wie die Bauhäusler von der alles entscheidenden Frage beseelt waren, was das Leben „lebenswert“ macht.
Theresia Enzensberger
Blaupause. Roman
Carl Hanser Verlag 2017
256 Seiten; 22,00 Euro
ISBN-10: 3446256431