Karl-Heinz Paqué (FDP), ehemaliger Finanzminister Sachsen-Anhalts, hält zur Lösung der Finanzkrise umstrittene Rezepte parat
Benedikt Vallendar
Bei linken Wirtschaftstheoretikern wird sich Karl-Heinz-Paqué mit seinen Thesen gewiss keine Freunde machen. Sein Credo: Wirtschaft ist ohne Wachstum undenkbar. Unternehmen wollen ihre Gewinne steigern, Anteilseigner ihre Aktienkurse, ganze Volkswirtschaften ihr Bruttoinlandsprodukt. Wer nicht wächst, der stirbt – so scheint es.
Doch diese Sicht wird seit der Finanzkrise 2008 zunehmend in Frage gestellt. Immer mehr Wachstumskritiker fordern die Abkehr vom „Wachstumswahn“. Sie tun es laut und offen. Ihre Argumente: Wachstum zerstört unsere Lebensgrundlagen, es führt zu unbeherrschbaren Finanzkrisen, es spaltet die Gesellschaft in Arm und Reich.
Karl-Heinz Paqué, der heute in Magdeburg VWL lehrt, nimmt diese Kritik durchaus ernst, vertritt aber eine ganz andere Sicht. Er zeigt in seinem Buch: Die drängenden ökologischen und sozialen Probleme der Menschheit sind nur durch eins: durch Wachstum zu lösen. Wer Wachstum verteufelt, so Paqué, der liege nicht nur sachlich falsch. Damit begibt sich der FDP-Politiker auch moralisch auf dünnes Eis.
Denn die Frage, wie wir Wachstum bewerten – ob wir es entschieden bejahen oder zutiefst ablehnen – ist alles andere als ein rein akademisches Problem. Sie ist entscheidend für die Weichenstellungen, die wir in der Politik und in der Wirtschaft vornehmen. Sollen wir für die Zukunft unserer Gesellschaft weiterhin auf Wachstum setzen? Und wenn ja, wie muss dieses Wachstum aussehen?
Eine spannende Lektüre, auch für Juristen, die sich für eine Tätigkeit in der freien Wirtschaft interessieren, wo es bekanntlich nicht zuletzt um eins geht: Den Arbeitgeber, richtig, zum Wachsen zu bringen…
Karl-Heinz Paqué
Wachstum! Die Zukunft des globalen Kapitalismus
Carl Hanser Verlag München 2010
280 Seiten, 19,90 €
ISBN-10: 3446423508