Klingeling

Der Eyermann VwGO-Kommentar in 15. Auflage

Rüdiger Rath

Wenn es um VwGO-Kommentare geht, denkt wohl beinahe jeder gleich an den unvermeidlichen Kopp/Schenke (samt seinem Zwilling: dem Kopp/Ramsauer fürs VwVfG). Dabei gibt es doch auch noch mehrere andere Kommentierungen dieser Art, die allerdings ein vergleichsweise unspektakuläres Nischendasein fristen. Zum Beispiel den Eyermann, den man mit Fug und Recht einen Traditionskommentar nennen kann. Heimlich, still und leise hat er es seit seinem erstmaligen Erscheinen um 1950 herum (parallel zum Inkrafttreten der VwGO) auf nunmehr 15 Auflagen gebracht. Dabei war er in seiner Anfangszeit keineswegs ein Nischenprodukt, sondern hatte erhebliche Bedeutung für die Praxis der Verwaltungsgerichtsbarkeit erlangt. Doch irgendwann in den Siebzigern sank sein Stern, als der schlankere und preisgünstigere Kopp/Schenke die Bühne betrat. Dieser liegt inzwischen bereits in 24. Auflage vor; jährlich erscheint er gründlich aktualisiert, während die Vorauflage des Eyermann schon vier Jahre auf dem Buckel hat. Klar, Kopp/Schenke kostet kaum mehr als die Hälfte und überzeugt ferner durch den Spagat, sowohl hochspezialisierte Verwaltungsrechtler als auch gelegentliche Ausflügler in diesen Rechtsbereich zufriedenzustellen (und noch dazu die Studenten und Referendare). Dagegen ist der ausführlichere und auch auf dickerem Papier gedruckte Eyermann wohl nur etwas für Fachleute. Und er liegt deutlich schwerer in der Hand als Kopp/Schenke, auch wenn letzterer in den vergangenen Jahren ebenfalls erheblich an Umfang und Gewicht zugelegt hat. Immerhin lässt sich mit dem Eyermann, den nur wenige kennen, in jedem Falle Eindruck machen. Den Kopp/Schenke hat schließlich jeder…

Die Neuauflage berücksichtigt mit Stand August 2018 die jüngsten Änderungen der Verwaltungsgerichtsordnung. Neben den letzten Änderungen vom Juli 2018 der §§ 48 und 173 VwGO u.a. auch solche betreffend die Erweiterung der Medienöffentlichkeit in Gerichtsverfahren v. 8.10.2017, die Änderungen im Rahmen der Einführung der elektronischen Akte in der Justiz und zur weiteren Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs v. 18.7.2017 und v. 5.7.2017 sowie die Neuerungen zur Anpassung des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz und anderer Vorschriften an europa- und völkerrechtliche Vorgaben v. 9.5.2017 und zur Änderung des Sachverständigenrechts und des Gesetzes über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit v. 11.10.2016 und die diversen Änderungen in Bezug auf die Zuständigkeiten des Oberverwaltungsgericht für Streitigkeiten betreffend Planfeststellungsverfahren.
Die Überarbeitung des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetzes erfolgt auf Basis der Fassung der Bekanntmachung vom 23. August 2017, zuletzt geändert durch das Gesetz zur Modernisierung des Rechts der Umweltverträglichkeitsprüfung v. 20.7.2017. Darüber hinaus wird die neuste Rechtsprechung und Literatur ausgewertet.

Erich Eyermann / Ludwig Fröhler
Eyermann VwGO (Kommentar)
15. Auflage 2018, Verlag C.H. Beck
1472 Seiten; 119,00 Euro
ISBN-10: 340672812X

Veröffentlicht von on Dez 10th, 2018 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

1 Antwort for “Klingeling”

  1. Johannes Kraut sagt:

    Interview mit Element of Crime auf laut.de 11.10.2018:

    „Sven: Ich habe irgendwann mal an der Reeperbahn irgendwie durchgemacht, zwangsweise, weil ich gerade nicht in die Wohnung reinkam, in der ich damals gewohnt habe. Und dann spielten sie morgens um 5 Uhr in so einer Fischmarkt-Kneipe „Klingelingeling, hier kommt der Eiermann“. Was auch sonst, das waren die späten Achtziger. Am Ende des Tresens saß so ein alter Mann, vom Leben gezeichnet, mit seinem Bier. Total regungslos. Und nur wenn das Wort „Eiermann“ kam, klappte kommentarlos sein Mund auf.

    (Sven demonstriert das Ganze, zur Freude Richards und des Interviewers)

    Richard: Gespenstisch!

    Sven: Und das fand ich eigentlich total super. Das ist die Kraft der Kunst. Und das meine ich ganz ernst. Dieses Wort „Eiermann“.

    Richard: Das hat ihn berührt.

    Sven: Ich fand das hatte auch total Würde. Überhaupt nicht lächerlich, das war irgendwie stark. Der war in seiner eigenen Welt und der Eiermann hatte darin Platz.“

    https://www.laut.de/Element-Of-Crime/Interviews/Die-Knechtung-begann-in-den-80ern-11-10-2018-1623

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