Neues aus Berlin: Strafverteidiger Ferdinand von Schirach legt nach mit „Schuld“
Oliver Niekiel
Nachdem der Berliner Strafverteidiger Ferdinand von Schirach mit seinem im Jahre 2009 erschienenen Buch „Verbrechen“ den Geschmack vieler Leser getroffen zu haben scheint, legt er nun mit seinem neuen Werk „Schuld“ nach. Wieder erzählt er Fälle aus seiner beruflichen Tätigkeit, die vermutlich allesamt auch Gegenstand eines guten Krimis sein könnten. Ob nun die Mitglieder einer Musikkapelle ein Mädchen vergewaltigen und ungestraft davon kommen, ein Junge von seinen Mitschülern fast zu Tode gequält wird oder ein gebrechlicher Mann auf zwei Krücken jemanden brutal zusammengeschlagen und getreten haben soll, der Autor stellt eine Vielzahl solcher Fälle kurz und knapp, aber immer spannend dar. Und das in einer klaren und verständlichen Sprache, die man so von einem Juristen nicht zwangsläufig erwartet. Das Buch verdeutlicht, dass die vorsätzliche Tötung eines Menschen mehr sein kann als die Abgrenzung von Mord und Totschlag, dass hinter jeder Tat auch eine Geschichte steht. Mit „Schuld“ knüpft der Autor qualitativ an sein vorausgegangenes Werk an, beide sind absolut lesenswert. Einziger Nachteil: Das Buch lädt gerade dazu ein, innerhalb kürzester Zeit gelesen zu werden und eignet sich deshalb nicht unbedingt für lange Herbstabende. Es wird deshalb beantragt, den Autor zum Schreiben eines weiteren Buches zu verurteilen.
Ferdinand von Schirach
Schuld
200 Seiten
Piper-Verlag
ISBN: 978-3-492-05422-5
17,95 EUR