Ö-Recht für Referendare

Pietzner und Ronellenfitsch in 12. Auflage lit-thomas-traub-piezner-ronellenfitsch

Thomas Traub

„Das Assessorexamen im Öffentlichen Recht“ von Pietzner und Ronellenfitsch ist neu erschienen – nun bereits in der 12. Auflage. Schon dies zeigt, dass das Buch längst einen festen Platz unter den Klassikern der Ausbildungsliteratur für Referendariat und Assessorexamen eingenommen hat.

Nach einer kurzen Einleitung stellen die beiden Autoren ausführlich die verschiedenen Formen verwaltungsgerichtlicher Entscheidungen und ihre Sachurteilsvoraussetzungen dar. Zahlreiche Beispiele aus der Rechtsprechung und viele Formulierungsvorschläge sorgen für den notwendigen Praxisbezug der Ausführungen, die durchweg auf wissenschaftlichem Niveau gehalten sind.
Der zweite große Teil des Werkes beinhaltet eine ebenfalls ausführliche Darstellung der Entscheidungen von Verwaltungsbehörden, vor allem des Widerspruchsverfahrens. Der letzte Teil ist einem besonders examensrelevanten Thema gewidmet: dem vorläufigen Rechtsschutz in all seinen Facetten.
Der große Pluspunkt dieser Schrift ist ihre Ausführlichkeit. Ob es um die besonderen prozessualen Konstellationen der Konkurrentenklage oder der baurechtlichen Nachbarklage geht, um die aktuelle Frage nach einer Modifizierung der Schutznormtheorie unter dem Einfluss des Europarechts oder um die Problematik des staatlichen Rechtsschutzes in innerkirchlichen Angelegenheiten – zu jedem Thema findet der Leser eine fundierte Darstellung, stets belegt durch aktuelle Nachweise aus Rechtsprechung und Literatur.
Doch liegt in dieser Stärke zugleich die Schwäche des Werkes, das primär zur Vorbereitung auf das Assessorexamen dienen soll. Vor allem Referendare, die nur wenig spontane Begeisterung für die Faszination des öffentlichen Rechts empfinden, werden sich von der Stofffülle überfordert, ja fast „erschlagen“ fühlen. Dabei ist die Neuauflage schon rund 150 Seiten schmaler als die Vorauflage. An mancher Stelle hätte man den Autoren noch mehr „Mut zur Lücke“ gewünscht.
An anderer Stelle wäre vielleicht sogar an eine weitere Ergänzung zu denken: Die stetig steigende Examensrelevanz anwaltlicher Aufgabenstellungen findet in der Neuauflage keinen Niederschlag. Zwar weckt das Buch wegen des eindeutigen Untertitels beim Leser keinerlei Erwartungen in diese Richtung. Aber gerade im Hinblick auf die bislang überschaubare Literaturauswahl wäre die Darstellung einiger Grundlagen zu dem Aufgabentypus der öffentlich-rechtlichen Anwaltsklausur sehr hilfreich – noch dazu in der inhaltlichen Qualität, für die Pietzner und Ronellenfitsch bürgen.
Insgesamt: Die gelungene Überarbeitung bringt einen Klassiker der Ausbildungsliteratur im öffentlichen Recht auf den aktuellen Stand. Wer sich im Referendariat fundierte und vertiefte Kenntnisse über Widerspruchsverfahren und Verwaltungsprozess aneignen will, für den ist dieses Buch eine unverzichtbare Fundgrube – bis zum Assessorexamen und noch darüber hinaus.
Rainer Pietzner/Michael Ronellenfitsch
Das Assessorexamen im Öffentlichen Recht. Widerspruchsverfahren und Verwaltungsprozess

 
12. Auflage
Verlag Franz Vahlen 2010
XLIV, 567 Seiten
35,- EUR
ISBN 978-3-8006-4091-1

Veröffentlicht von on Okt 11th, 2010 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Sie können eine Antwort durch das Ausfüllen des Kommentarformulars hinterlassen oder von Ihrer Seite einen Trackback senden

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